Maroniten-Patriarch: Wir leiden unter Konflikt mit Muslimen

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Berlin (KNA) Der Patriarch der libanesischen Maroniten Bechara Rai (75) hat die westlichen Regierungen zu Zurückhaltung gegenüber der arabischen Welt aufgerufen: "Wir Christen im Nahen Osten zahlen den Preis für die Entscheidungen dieser Regierungen", sagte Rai der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Montag. Die Muslime im Nahen Osten betrachteten jede Entscheidung einer westlichen Regierung als christliche Entscheidung und die Christen im Nahen Osten als Verbündete der westlichen Regierungen. "Deshalb müssen die Staaten des Westens jeden Konflikt mit der arabischen Welt vermeiden, damit die Muslime keinen Grund sehen, Christen anzugreifen."

Rai, der auch Mitglied des Kardinalskollegiums ist, erklärte mit Blick auf die Zukunft Syriens, die Christen könnten mit jeder Art von Regierung leben. So hätten die Christen im Irak unter Saddam Hussein ein "relativ gutes Zeitalter" erlebt. Von den muslimischen Religionsführern im Nahen Osten wünsche sich Rai eine gemeinsame Stellungnahme gegen anti-christliche Hassreden.

Rai hob hervor, dass Christen und Muslime im Nahen Osten seit 1.400 Jahren zusammenlebten und eine gemeinsame Kultur entwickelt hätten. Diese zu bewahren, sei Sinn der christlichen Präsenz in der Region. Deshalb sei es "nicht akzeptabel zu sagen, die Christen könnten woanders ein neues Zuhause finden".

Die mit Rom unierten Maroniten sind die größte christliche Gemeinschaft im religiös vielfältigen Libanon. Ihr religiöses Oberhaupt spielt traditionell eine wichtige politische Rolle in dem kleinen Land, das fast zwei Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen hat. Seit einer Übereinkunft bei der libanesischen Unabhängigkeit 1943 stellen die Maroniten stets den Staatspräsidenten.

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Kauder: Christlichen Syrern Chance auf Rückkehr erhalten  

Berlin (KNA) Der Unions-Fraktionschef im Bundestag, Volker Kauder (CDU), wünscht sich den Erhalt der religiösen Vielfalt im Nahen Osten. Daher müssten christliche Flüchtlinge aus Syrien in Lagern benachbarter Länder erträgliche Lebensbedingungen erhalten, statt zur Auswanderung gezwungen zu sein, forderte Kauder am Montagabend in Berlin. "Wenn wir alles daran setzen, dass sie möglichst lange nahe ihrer Heimat bleiben, ist die Chance auf Rückkehr am größten."

Kauder sprach bei einer Veranstaltung der Deutschen Bischofskonferenz zum Thema "Ende der religiösen Pluralität? - Zur Zukunft der Christen im Nahen Osten". Dabei warb er um Verständnis für die Militärregierung in Ägypten. Seit deren Machtübernahme könnten die koptischen Christen wieder in Ruhe leben. "Wir müssen akzeptieren, dass in Übergangsprozessen nicht alles hundertprozentig laufen kann", so der CDU-Politiker zur Kritik an demokratischen Defiziten etwa in Ägypten.

Religiöse Verfolgung gebe es heute weniger durch Staaten und mehr durch terroristische und räuberische Gruppen, betonte Kauder. Zugleich wandte er sich gegen den Vorschlag, westliche Staaten sollten in Konflikte wie dem in Syrien durch Bodentruppen eingreifen. "Dies würde in der Region als neuer Kolonialismus interpretiert", so der Unionspolitiker. Zur Erreichung eines dauerhaften Friedens seien zwar auch militärische Mittel erforderlich; deren Einsatz sei zunächst jedoch Aufgabe der Arabischen Welt selbst.

Auch der Patriarch der Maroniten im Libanon, Kardinal Bechara Rai, appellierte an die westliche Staatengemeinschaft, die moderaten Staatsformen im Nahen Osten mehr zu stützen. Länder wie der Libanon bräuchten Stabilität, damit Christen dort eine Zukunft hätten. Die meisten von ihnen wollten "ihre orientalische Identität fortsetzen", statt in andere Länder auszuwandern.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick trat ebenfalls dafür ein, die von Christen mitgeprägte Kulturlandschaft im Nahen Osten zu erhalten. Wenn ein Wiederaufbau möglich sei, müssten die westlichen Kirchen schnell Hilfe zur Selbsthilfe leisten.

Weihbischof Thomas Renz aus Rottenburg-Stuttgart betonte, die Kirchen im Nahen Osten seien "in einem dramatischen Überlebenskampf". Als Vorsitzender der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten in der Bischofskonferenz dankte er dem Protestanten Kauder dafür, dass er immer wieder auf das Schicksal der verfolgten Christen weltweit aufmerksam mache.

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