Kirchenvertreter zum Jahrestag der Atombomben in Japan

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Genf (KNA) Kirchenvertreter aus sieben Ländern brechen Anfang August zu einer Pilgerreise nach Hiroshima und Nagasaki auf. Die Delegierten aus Deutschland, den USA, Japan, Korea, Norwegen, den Niederlanden und Pakistan nehmen dort an der Gedenkfeier für die Atombombenabwürfe vor 70 Jahren teil, wie der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) am Donnerstag in Genf mitteilte. Zu der Gruppe gehört demnach auch der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm.

In Japan wolle die Gruppe mit Überlebenden der Atomangriffe, Religions- und Regierungsvertretern zusammentreffen und "internationale Aufrufe zum Handeln" mitnehmen, hieß es weiter. Ziel sei es, die eigenen Regierungen zu einem offiziellen Atomwaffenverbot zu bewegen. Die beteiligten Länder stünden derzeit vor "historischen Entscheidungen für oder gegen die Ächtung von Atomwaffen".

Die Delegation wird geleitet von der Vize-Vorsitzenden des ÖRK-Zentralausschusses, die US-Bischöfin Mary-Ann Swenson. Sie kritisierte, dass sich 40 Regierungen immer noch auf die "tödlichsten Waffen" überhaupt verließen.

Durch die Beilegung des Atomstreits mit dem Iran seien Nuklearwaffen derzeit wieder präsenter in den Nachrichten, so Swenson weiter. Es sei jedoch nicht abzusehen, "wo die nächste Bedrohung ausbricht oder wann eine Bedrohung tatsächlich zu Zerstörung führt". Christen weltweit seien eingeladen, sich der Delegation im Gebet anzuschließen.

Der Leiter der ÖRK-Kommission für Internationale Angelegenheiten, Peter Prove, übte Kritik an Regierungen, die Kernwaffen modernisierten, statt sie abzuschaffen. Es sei aber "ein Zeichen der Hoffnung", dass eine "wachsende internationale Mehrheit" Atomwaffen verbieten wolle.

Der Ökumenische Rat der Kirchen hat derzeit 349 Mitgliedskirchen mit insgesamt mehr als 500 Millionen Mitgliedern. Die katholische Kirche ist nicht Vollmitglied, kooperiert aber in verschiedenen Gruppen und Kommissionen. Die Mitgliedskirchen kommen heute aus rund 110 Ländern auf allen Kontinenten und schließen orthodoxe, anglikanische, protestantische, vereinigte und andere Kirchen ein.

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EKD-Friedensbeauftragter empfiehlt Stärkung der OSZE

Bonn/Hannover (KNA) Der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, hat sich angesichts der weltweit zunehmenden Krisen und Konflikte für eine Stärkung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ausgesprochen. "Wir müssen der Diplomatie und den Gesprächen zwischen den Staaten wieder eine größere Aufmerksamkeit schenken", forderte Brahms am Mittwochabend in Bonn anlässlich des 40. Jahrestags der Unterzeichnung der sogenannten Schlussakte von Helsinki.

"Wir stehen in der Gefahr, dass eine überwunden geglaubte Konfrontation in Europa wieder aufbrechen könnte mit unabsehbaren Folgen für den Frieden", so der EKD-Friedensbeauftragte weiter. Mit der Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki wurde am 1. August 1975 die heutige OSZE als Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) gegründet. Sie zählt 57 Mitgliedsstaaten, neben europäischen Ländern gehören dazu auch die Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion sowie die USA und Kanada.

Die KSZE habe mit dazu beigetragen, dass der Kalte Krieg und die Ost-West-Konfrontation in Europa beendet wurden, so der EKD-Friedensbeauftragte. Leider habe die Nachfolge-Organisation OSZE in den vergangenen Jahren kaum eine politische Rolle gespielt. "Dies war ein Fehler", betonte Brahms. Stattdessen sei verstärkt auf militärische Konfliktlösungen gesetzt worden, was auch keinen Frieden gebracht habe.

Brahms forderte, der Diplomatie eine größere Aufmerksamkeit zu schenken. Wieder "gegenseitige Feindbilder in Ost und West aufzubauen" und verstärkt aufzurüsten, sei jedenfalls "der falsche Weg". Zudem könne die OSZE auch ein Vorbild für andere Kontinente sein. "Was vor 40 Jahren in Helsinki auf den Weg gebracht wurde, ist auch in Afrika oder in Asien möglich", so Brahms. In aktuellen Konflikten wie im Nahen Osten oder in Afrika spiele die internationale Gemeinschaft derzeit nur eine nachgeordnete Rolle.

Deutschland habe im kommenden Jahr den OSZE-Vorsitz inne und sei deshalb besonders in dieser Sache gefordert. Das werde hoffentlich dazu beitragen, dass die OSZE wieder eine aktive Rolle in der internationalen Politik übernehme, so Brahms.

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