Kardinal Marx zum Asylrecht: Abschreckung löst keine Probleme

© Erzbischöfliches Ordinariat München / Wolfgang Roucka
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Berlin / Fulda (KNA, 21.09.2015). Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hält wenig von Plänen aus der Politik, das Asylrecht zu verschärfen. Man müsse sich die einzelnen Vorschläge nochmals genauer anschauen, aber "ich bin ein bisschen zurückhaltend, und das sind wir als Bischöfe immer gewesen, wenn man meint, durch Abschreckung das Problem lösen zu können", sagte Marx am heutigen Montag im rbb-inforadio. Bei der Herbstvollversammlung von Montagnachmittag bis Donnerstag in Fulda haben die katholischen Bischöfe das Thema Flüchtlingshilfe in den Mittelpunkt ihrer Beratungen gerückt.

Man könne zwar über sichere Herkunftsländer und Ähnliches nachdenken, so Marx, aber "absolute Priorität" müsse haben, dass "niemand an den europäischen Grenzen ertrinkt oder anderweitig umkommt". Und allen, die kommen, müsse man "ein faires Verfahren garantieren". Dieses dürfe auf keinen Fall "unter das Niveau fallen, was wir in Deutschland unter Asylrecht verstehen". Und dass jeder menschenwürdig behandelt werde, sei "das Minimum, was wir als Kirche immer wieder fordern".

Zugleich verwies Marx auf die große und wichtige Herausforderung für die Politik, in den Herkunftsländern der Flüchtlinge "politisch zu investieren und Frieden zu schaffen, wo es möglich ist - sonst wird man das Problem nie lösen können".

Die aktuelle Herausforderung sei "die größte seit Jahrzehnten", betonte der Kardinal. Und das müsse auch die Politik klar benennen. Weder die politischen Umstände im Nahen und Mittleren Osten noch die extrem ungleichen Lebensverhältnisse zwischen armen und reichen Ländern seien von heute auf morgen zu überwinden.

Marx forderte außerdem "eine stärkere Europäische Union mit stärkerer Solidarität untereinander. Europa steht am Scheideweg." Ein so riesiges Problem habe sich bis vor Kurzem noch kaum jemand vorstellen können. Dennoch, so Marx, sei es "völlig sinnlos zu sagen, wir sind überfordert: Wir müssen zusammenstehen, weglaufen können wir nicht."

Die katholische Kirche werde weiterhin sehr gründlich prüfen, was sie an Räumen zur Verfügung stellen könne, um Flüchtlinge unterzubringen, versprach der Bischofskonferenz-Vorsitzende. Die Bischöfe hätten nochmals alle Gemeinden dazu aufgefordert, und vor Ort gebe es schon sehr viel konkrete Hilfe "in großartiger Weise".

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