Justenhoven: Deutschland soll sich an der Initiative zum Verbot von Atomwaffen beteiligen

© KS / Doreen Bierdel
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Berlin, 06.04.2017. Deutschland soll die UN-Initiative zum Verbot und zur weltweiten Abschaffung von Atomwaffen unterstützen, fordert der Friedensethiker Prof. Dr. Heinz-Gerhard Justenhoven. In seinem Beitrag für "Die Tagespost" warnt der Leitende Direktor des Instituts für Theologie und Frieden (ithf, Hamburg) vor den Folgen der "nuklearen Verseuchung", die "schließlich an keinen Grenzen halt" macht.

Beitrag von Prof. Justenhoven:

"Die Nuklearwaffen stellen ein enormes Risiko dar und sind zugleich nicht so einfach aus der Welt zu schaffen, wie wir es gerne hätten. Dennoch sind diese Waffen und das know how, um sie herzustellen, in der Welt. Die politische Drohung als Rückversicherung ist Teil unserer Abschreckungsstrategie, die auch unsere Kirche seit über 5 Jahrzehnten als gerade noch tolerierbar angesehen hat, um die Frist zu nutzen, andere Formen der Friedenssicherung zu finden. Sie hat in Europa Frieden und Freiheit gesichert. Zugleich sind die mit Atomwaffen verbundenen Risiken nicht geringer geworden, sondern eher gestiegen: Die Zahl der Atommächte ist stetig gewachsen: Aktuell verfügen nach Angaben des SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute) neun Staaten weltweit über etwa 4.000 stationierte Nuklearwaffen: USA, Russland, China, Großbritannien, Frankreich, Israel, Indien, Pakistan und Nordkorea; weitere Staaten streben danach genauso wie  Terrororganisationen versuchen, Nuklearwaffen zu nutzen. Die verschiedenen Konflikte im Nahen Osten werden erheblich eskalieren, wenn dort weitere Staaten Atomwaffen in die Hand bekommen.
  
Aktuell laufen Modernisierungsprogramme aller Atomstaaten, deren Kosten in den kommenden Jahren nach seriösen Schätzungen auf mehrere 100 Milliarden US-Dollar geschätzt werden. Außerdem weißt niemand, wie der verseuchte Müll der schon vorhandenen Atomwaffen entsorgt werden soll.
           
Angesichts der unvorstellbaren Kosten, aktuellen Risiken und enormen globalen Folgerisiken auch des politischen Gebrauchs der Atomwaffen, der auch noch unzählige Generationen nach uns betreffen wird, drängt Papst Franziskus zu Recht auf einen allgemeinen Verzicht auf Atomwaffen. Das wird weder leicht noch schnell zu erreichen zu sein, aber es muss das klare Ziel der Politik sein. Die UN-Initiative von 130 Staaten ist eine Chance, einen politischen Prozess in Gang zu setzen, an dessen Ende die nukleare Abrüstung stehen soll. Daran sollte sich Deutschland in der UN beteiligen, auch wenn es selbst keine Atomwaffen besitzt: Die Herausforderung der UN-Initiative besteht heute darin, nicht nur den Einsatz, sondern auch den Besitz von Atomwaffen unter UN-Aufsicht wirksam zu ächten. Dieser Schritt ist unbedingt erforderlich, weil mit dem Besitz von Nuklearwaffen auch das atomare Erpressungspotential bestehen bleibt. Nur so kann sich die Menschheit von dem Albtraum eines Einsatzes von Atomwaffen oder eines Unfalls mit Nuklearwaffen befreien. Nukleare Verseuchung macht schließlich an keiner Grenze halt." 

Heinz-Gerhard Justenhoven, 6.4.2017

Militärbischof kritisiert Zurückhaltung der Bundesregierung beim weltweiten Verbot von Atomwaffen

Botschaft von Papst Franziskus an die UNO-Konferenz an die UNO-Konferenz zur Aushandlung eines rechtlich bindenden Instruments zum Verbot von Nuklearwaffen, mit dem Ziel der vollständigen Abschaffung derselben [New York, 27.-31. März 2017] (23. März 2017) 

Institut für Theologie und Frieden (ithf, Hamburg)

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