Justenhoven begrüßt Verleihung des Friedensnobelpreises an ICAN Kampagne

Prof. Dr. Heinz-Gerhard Justenhoven © KS / Doreen Bierdel
Prof. Dr. Heinz-Gerhard Justenhoven © KS / Doreen Bierdel

Der Leitende Direktor des Instituts für Theologie und Frieden (ithf), Prof. Dr. Heinz-Gerhard Justenhoven, begrüßt die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Initiative zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN). In einem Interview auf domradio.de sagte er: "Ich glaube, das gibt der noch sehr wenig berücksichtigten Initiative einen enormen Schub, die in den letzten Wochen und Monaten etwas mehr in das öffentliche Bewusstsein geraten ist. Es zeigt, dass wir daran arbeiten müssen, die nuklearen Waffen, die in der Welt sind, abzuschaffen."

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Theologe sieht dank Nobelpreis "enormen Schub" für Abrüstung

Köln (KNA), 06.10.2017. Der Theologe Heinz-Gerhard Justenhoven sieht in der Vergabe des Friedensnobelpreises an die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) ein wichtiges Signal für eine raschere Abrüstung. "Ich glaube, das gibt der noch sehr wenig berücksichtigten Initiative einen enormen Schub", sagte der Leitende Direktor des Instituts für Theologie und Frieden (ithf) in Hamburg am Freitag im Interview des Kölner domradio. "Es zeigt, dass wir daran arbeiten müssen, die nuklearen Waffen, die in der Welt sind, abzuschaffen."

Nach Einschätzung des katholischen Theologen gehen zwei große Gefahren von Atomwaffen aus. "Das eine ist eine unbeabsichtigte nukleare Eskalation", sagte er mit er mit Blick auf den "völlig unverantwortlichen" Schlagabtausch zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un.

Zudem würden auch Atomwaffen letztlich zu atomarem Müll. "Das heißt, die Atomwaffen, die einmal gebaut worden sind, die Mengen an spaltbarem Material, werden uns noch auf Tausende von Generationen begleiten und sind nach Kenntnisstand der heutigen Technik auch nicht entsorgbar", erläuterte Justenhoven.

Den von 122 Staaten beschlossenen UN-Vertrag für ein Atomwaffenverbot sieht der Friedensforscher als Chance. "Es ist in den letzten 50 Jahren deutlich geworden, dass einerseits die nukleare Abschreckung mitgeholfen hat, einen sehr fragilen, relativen Frieden zu stabilisieren. Auf der anderen Seite war allen Beteiligten klar, dass dieser Zustand nicht von Dauer sein kann."

Schon das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965), Briefe deutscher Bischöfe oder Papst Johannes Paul II. in den 1980er Jahren hätten gefordert, dass der Zustand der latenten nuklearen Gefahr überwunden werden müsse. "Denn allen war völlig klar, diese Waffen darf man nicht einsetzen", so Justenhoven. Auch Papst Franziskus dränge auf die Abschaffung von Atomwaffen.

Der Theologe wies zudem auf die Kosten hin, die nötig seien, um Atomwaffen auf dem neuesten Stand zu halten. "Letztlich muss man sagen, es werden in einem dreistelligen Milliardenbetrag derzeit atomare Waffensysteme modernisiert. Mit diesem Geld könnte man wesentlich Sinnvolleres tun."

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