Interview: Als Soldat in der Kommission Justitia et Pax

Während des Pastoralbesuchs in Kabul (Afghanistan) 2013: v.l.n.r. Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck, Generalleutnant Jörg Vollmer und Generalleutnant a.D. Peter Schelzig © Stefan Sättele
Während des Pastoralbesuchs in Kabul (Afghanistan) 2013: v.l.n.r. Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck, Generalleutnant Jörg Vollmer und Generalleutnant a.D. Peter Schelzig © Stefan Sättele

Generalleutnant a. D. Peter Schelzig zieht Bilanz nach zehn Jahren Engagement in der Kommission Justitia et Pax.

Katholische Militärseelsorge: Die Deutsche Kommission Justitia et Pax, eine katholische Einrichtung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) wurde vor 50 Jahren gegründet und feierte gerade mit einem Festakt in Berlin an der dortigen Katholischen Akademie diesen „runden Geburtstag“. Sie selbst sind Mitglied der Kommission und waren bei den Feierlichkeiten dabei. Was war Ihr Eindruck?

Schelzig:
Im Anschluss an den Festakt saßen wir Mitglieder der Kommission Justitia et Pax zu unserer Herbstsitzung zusammen. Gemeinsam stellten wir dabei fest, dass es eine gelungene und auch inhaltlich hochwertige Veranstaltung war, die die 50-jährige Geschichte dieses „Thinktanks“ der Deutschen Bischofskonferenz nicht nur mit dem notwendigen Blick zurück würdigte, sondern eben auch die Perspektive in die Zukunft ausgezeichnet reflektierte. Das Motto der Festveranstaltung „Das Gemeinwohl weltweit denken – Neue Wege integraler Entwicklung gehen“ berührte die Kernthemen Frieden, Entwicklung und Menschenrechte unserer Kommission in gleichem Maße und gab uns eine ganze Reihe von Anregungen für unsere zukünftige Arbeit mit auf den Weg.

Den Organisatoren war es gelungen, mit einer ausgezeichneten Besetzung sowohl bei den Impulsvorträgen als auch bei den Diskussionsrunden den Teilnehmern eine gute und interessante Vorstellung von der Vielschichtigkeit der Kommissionsthemen zu vermitteln. Programmpunkte wie u. a. „Lernbewegungen auf dem Weg zur Gemeinwohlorientierung“ oder „Von Populorum Progressio bis Laudato si‘ – Wegweiser zu einer gerechten Weltordnung“ haben dies eindrucksvoll unterstrichen.

Die Würdigung des 50-jährigen Bestehens der Kommission durch die Herausgabe eines Sonderpostwertzeichens 2017 durch Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble persönlich sowie dessen aktive Beteiligung an einem Panel mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, selbst einmal Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax, gab dieser Veranstaltung noch einmal eine besondere Note.

Der zweite Tag war dann mit dem „Öffentlichen Fachgespräch zu menschenwürdiger Arbeit und globalen Wertschöpfungsketten“ ein echter Höhepunkt und zeigte mit Teilnehmern u. a. aus Indien, Australien, Luxemburg, den Niederlanden und Frankreich, wie international die Arbeit von Justitia et Pax vernetzt ist. Sehr emotional waren für uns auch die Auftritte ehemaliger Kommissionsmitglieder wie Weihbischof em. Leo Schwarz, Vorsitzender der Kommission von 1989 bis 1999, sowie Professorin Dr. Maria Schmeja, die damals Mitglied von Justitia et Pax in der DDR war.

Katholische Militärseelsorge: Sie sind, wie bereits Ihr Vorgänger, General a. D. Karl-Heinz Lather, als Soldat berufenes Mitglied der Kommission Justitia et Pax geworden. Warum soll man sich in dieser katholischen Einrichtung engagieren? Was bringt das für Soldaten? Was bringt die soldatische Expertise für die Kommissionsarbeit?

Schelzig: Mittlerweile bin ich seit gut zehn Jahren Mitglied der Kommission Justitia et Pax, die im Kontakt mit Fachleuten verschiedener Disziplinen an Konzepten für eine Verbesserung der institutionellen und politischen Voraussetzungen für einen gerechten Frieden arbeitet. Mein Vorgänger General a. D. Karl-Heinz Lather hatte mich seinerzeit zusammen mit dem damaligen Generalvikar und Apostolischen Protonotar, Walter Wakenhut, persönlich angesprochen und mir die Mitgliedschaft nahegelegt. Beide hatten mir damals verdeutlicht, dass nahezu alle Themen der Kommission auch eine sicherheitspolitische und vor allem eine ethische Dimension beinhalten und damit konkret den Dienst aller Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr berühren. Meine eigene Erfahrung hat das mittlerweile mehr als bestätigt.

So äußert sich beispielsweise die Deutsche Bischofskonferenz auch zu allen Einsätzen, an denen Bundeswehrsoldaten beteiligt sind, und befasst sich darüber hinaus auch mit ethischen Fragen mit Blick u. a. auf den Einsatz von Nuklearwaffen oder unbemannten Luftfahrzeugen (UAV). Exemplarisch wäre hier die gemeinsame Erklärung unseres Kommissionsvorsitzenden Bischof Dr. Stephan Ackermann zusammen mit unserem Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck zum Einsatz von unbemannten bewaffneten Luftfahrzeugen von 2013 zu nennen. Wichtig ist dabei, dass in der Kommission eben alle Seiten betrachtet werden müssen, um eine möglichst ausgewogene Stellungnahme zu veröffentlichen. So kommt die Position der Vertreterin der Deutschen Kommission der Internationalen Katholischen Friedensbewegung Pax Christi genauso zu Wort wie die des Vertreters für die Belange der Soldaten.

Katholische Militärseelsorge: Nun neigt sich die Zeit Ihrer Berufung in Justitia et Pax zum Ende. Wie fällt Ihre Bilanz aus? Was raten Sie einem möglichen Soldaten, der zu berufen wäre und Ihnen dann folgen würde?

Schelzig: Ich persönlich möchte meine Zeit in der Kommission nicht missen, die mir neben angenehmen und interessanten Gesprächspartnern auch einen unbezahlbaren Wissensschatz und eine immense persönliche Horizonterweiterung beschert hat. Meine eigene Erfahrung hat mir gezeigt, dass es von Vorteil ist, nicht nur die Bundeswehr von der Pieke auf zu kennen und eigene Einsatzerfahrung mitzubringen, sondern dass man in einem Umfeld von Universitätsprofessoren, Politikern, Wirtschaftsvertretern, Institutionsvorsitzenden und hochrangigen Vertretern der katholischen Kirche diesen auch aus Akzeptanzgründen auf „Augenhöhe“ begegnen können muss.

Also sollte es uns gelingen, möglichst einen aktiven katholischen Soldaten zu gewinnen, der aufgrund seiner Perspektive Zugang zur Spitze der Bundeswehrführung und eben auch ins Ministerium genießt. Es wird am Generalvikar des Katholischen Militärbischofs Monsignore Reinhold Bartmann und mir liegen, einen geeigneten Nachfolger zu finden und seine Bereitschaft zu wecken.

Die Fragen stellte Josef König.

 

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