Interreligiöse Kompetenz für Soldaten

Der Katholische Militärdekan Jürgen Andreas Eckert bei der religionsgeschichtlichen Einführung (Foto: KMS / Barbara Dreiling)
Der Katholische Militärdekan Jürgen Andreas Eckert bei der religionsgeschichtlichen Einführung (Foto: KMS / Barbara Dreiling)
Etwa 20 Bundeswehr-Angehörige haben an dem Einkehrtag teilgenommen. (Foto: KMS / Barbara Dreiling)
Etwa 20 Bundeswehr-Angehörige haben an dem Einkehrtag teilgenommen. (Foto: KMS / Barbara Dreiling)
Stabsunteroffiziere Florian Rodatz (li.) und Sascha Logan (Foto: KMS / Barbara Dreiling)
Stabsunteroffiziere Florian Rodatz (li.) und Sascha Logan (Foto: KMS / Barbara Dreiling)
Für Fregattenkapitän Axel Schilling ist der Einkehrtag eine Gelegenheit, sich mit wichtigeren Fragen zu beschäftigen. (Foto: KMS / Barbara Dreiling)
Für Fregattenkapitän Axel Schilling ist der Einkehrtag eine Gelegenheit, sich mit wichtigeren Fragen zu beschäftigen. (Foto: KMS / Barbara Dreiling)

Hildesheim. Sie wünschen sich den Weltfrieden? Dann wenden Sie sich an religiöse Menschen! – "Wie bitte?!" – fragen Sie sich jetzt? "Sind es nicht gerade religiöse Fundamentalisten, die so viel Unfrieden stiften?" – Der Katholische Militärdekan Jürgen Andreas Eckert hat vor Soldaten im Michaeliskloster in Hildesheim daran erinnert, dass über 5,5 Milliarden Menschen einer monotheistischen Religion angehören, die Frieden und nicht Gewalt als von Gott gewollt verkünden. Dieses Potenzial könnten die Religionen viel stärker nutzen und weltweit den Frieden fördern. Dazu müssten sie auch mehr über die historischen Wurzeln sprechen, die Christen, Muslime, Juden und andere Religionen miteinander verbinden. Dass es nicht so einfach ist mit der religionsgeschichtlichen Reflexion, ist vielen Menschen bekannt.

Religiöse Offenbarungen in ihrem Kern betrachten

Doch was können Menschen jetzt tun? Soldaten und eine Soldatin der Bundeswehr haben bei ihrem Einkehrtag darüber gesprochen. Zusammen mit Militärdekan Eckert und dem Theologen Heinrich Dierkes sind sie religiösen Offenbarungen wie der Entstehung der Heiligen Schriften oder der Jungfrauengeburt eines Gottessohnes auf den Grund gegangen. Nur wahr oder falsch könne eine biblische Erzählung nicht sein, waren sich die Teilnehmer einig. Bei einer Geschichte wie der Jungfrauengeburt ginge es beispielsweise nicht um physische Anomalien. Es solle vielmehr gezeigt werden, dass ein ganz besonderer Mensch, ein Gottessohn, geboren wurde. Auch Wundererzählungen wie der Gang Jesu auf dem Wasser (Mt 14,22-33) müssten in ihrem Kern erfasst werden, der Menschen Zuversicht und Hoffnung geben soll.

Den Alltag zurücklassen

Dieser erste Einkehrtag kam bei den Soldaten gut an. Für Stabsunteroffizier Florian Rodatz bedeutete er, einmal aus dem „alltäglichen früh um fünf Uhr Aufstehen und Antreten herauszukommen und sich zu erinnern, dass es uns ja eigentlich darum geht, Frieden zu schaffen.“ Jeder könne bei dieser Gelegenheit nachdenken, was er persönlich zum Frieden beitragen kann, so Florian Rodatz. Und man wachse bei solchen Veranstaltungen auch zusammen, meint Stabsunteroffizier Sascha Logan, weil man die Kameraden „auf eine andere Art und Weise kennenlernen kann, was man sonst im Dienstalltag nicht so schafft“.

Aus dem täglichen Trott rauszukommen ist auch für Fregattenkapitän Axel Schilling wichtig und er ist froh, dass er sich hier einmal mit wichtigeren Dingen beschäftigen durfte: "Ich habe hier viele Denkanstöße bekommen. Da ist eine Lampe angegangen,“ sagte am Ende des Einkehrtages. An diesem Abend hätte er nur noch einen Termin – den DLC. Bei der Marine sagt man das so. Das ist der daily love call mit der Familie, die meist an einem anderen Ort wohnt, egal auf welchem Schiff man sich auch befindet.

Interreligiöse Kompetenz vermitteln

Für den Theologen Heinrich Dierkes ist dieser von ihm mitorganisierte Tag ein Erfolg, weil die Soldaten Antworten auf ihre Fragen gefunden hätten. Im Einsatz in Afghanistan erlebten viele von ihnen „unmittelbare Gewalt, wenn die Taliban sagen, dass Gott sagt, dass die Ungläubigen getötet werden müssten“. In Afghanistan seien Politik und Religion untrennbar miteinander verbunden, was den meisten Bundeswehr-Soldaten ohne religiösen Bezug nicht so bewusst sei. Auch in der Einsatzvorbereitung der Soldaten würde sich die Militärseelsorge deshalb mit ihrer interreligiösen Kompetenz einbringen.

Im Anschluss an den Einkehrtag findet am 5. Februar 2015 ein Gottesdienst zum Weltfriedenstag mit Bischof Nobert Trelle im Dom zu Hildesheim statt. Zu diesem Gottesdienst werden etwa 500 Soldatinnen und Soldaten aus dem Militärdekanat Kiel erwartet.

Barbara Dreiling

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