"Gesellschaft und Bundeswehr - zwei Parallelwelten"?

Bischof Ackermann (links) neben dem Leitenden Militärdekan Monsignore Rainer Schnettker (©: KS / Josef König)
Bischof Ackermann (links) neben dem Leitenden Militärdekan Monsignore Rainer Schnettker (©: KS / Josef König)
Bischof Dr. Stephan Ackermann (©: KS / Josef König)
Bischof Dr. Stephan Ackermann (©: KS / Josef König)

Bischof Dr. Ackermann (Trier) diskutierte am Zentrum Innere Führung (Koblenz) über Bundeswehr und Gesellschaft.

Koblenz ist mit 110.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Rheinland-Pfalz und galt lange Zeit als die größte Garnisonstadt in Europa. Von der vormaligen „Stadt der Truppe“ hat sich Koblenz heute zu einer „Stadt der Stäbe und Kommandobehörden“ gewandelt. Dazu zählt auch das 1981 so benannte Zentrum Innere Führung (ZInFü), welches seit 1957 in Koblenz seinen Dienstsitz hat - vormals als „Schule der Bundeswehr für Innere Führung“.

Ackermann rät Soldatinnen und Soldaten zu einem „bescheidenen Selbstbewusstsein“.

Koblenz gehört zur Diözese Trier. Dieses Bistum ist die älteste deutsche, römisch-katholische Diözese in der Kirchenprovinz Köln. Seit 2009 ist Dr. Stephan Ackermann deren Diözesanbischof und zugleich Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax, welche als kirchlicher Akteur all diejenigen Einrichtungen in der Kirche vernetzt, die sich mit internationalen Fragen befassen. Zugleich erarbeitet Justitia et Pax Beiträge zur Förderung von Entwicklung, Menschenrechten und Frieden.

Dies war wohl mit ein Grund, der die Leitung des Zentrums Innere Führung veranlasste, Bischof Dr. Stephan Ackermann im Rahmen der Ausstellung „Operation Heimkehr“, die zurzeit in Koblenz und am Zentrum selbst präsentiert wird, zu einer Vortragsveranstaltung einzuladen. Der Chef des Stabes, Oberst i. G. Dr. Gerhard Gey, der zuvor Chef des Stabes der Division Luftbewegliche Operationen im fränkischen Veitshöchheim war, begrüßte zusammen mit weiteren Lehrstabsoffizieren und dankte zu Beginn der Veranstaltung dem Trierer Bischof für seine Zusage, am Zentrum Innere Führung erneut vorzutragen. Zugleich nutzte er die Gelegenheit, um über die derzeitigen Aufgaben, Projekte und Vorhaben am Zentrum Innere Führung zu informieren.

Unter dem Thema „Gesellschaft und Bundeswehr - zwei Parallelwelten“ referierte der Trierer Bischof im Graf-Baudissin-Saal vor Soldatinnen und Soldaten sowie zahlreich erschienen Mitgliedern des „Freundeskreises Zentrum Innere Führung“ über die wechselseitig sich bedingenden Aspekte in der Verhältnisbestimmung zwischen Zivilgesellschaft und Streitkräften in Deutschland.

Mit Blick auf die 2011 vorgenommene Aussetzung der Allgemeinen Wehrpflicht gilt es zu fragen, so Bischof Ackermann, für welchen Typus von jungen Frauen und Männern es attraktiv ist, in den Streitkräften freiwillig zu dienen. Hier sind die Streitkräfte, so Ackermann, gefordert und gut beraten, auf eine Repräsentativität von Herkunft, Milieu und Bildung zu achten. Dies gilt nach Auffassung des Trierer Bischofs umso mehr, weil eine zunehmend an zivilen Erfordernissen orientierte bundesdeutsche Gesellschaft mit Blick auf einen militärischen Einsatz eher „zurückhaltend positioniert ist“. Trotz umfangreicher und vielfältiger Unterrichtung in einer digitalisierten Öffentlichkeit scheint es - so Ackermann -, dass erheblicher Vorbehalt gegenüber einem Einsatz militärischer Gewalt zu registrieren ist.

In diesem Zusammenhang bedauerte Bischof Dr. Ackermann feststellen zu müssen, dass es „eigentlich immer die gleichen Vortragenden und Diskutanten sind, die sich bei Veranstaltungen zu friedensethischen und sicherheitspolitischen Themen einfinden“. Es entsteht der Eindruck, so Ackermann weiter, „dass es sich dabei um eine eigene und in sich abgeschlossene Community handelt, der es an Wirkung in der gesellschaftlichen Breite fehlt“. Ebenso fällt nach Auffassung des Trierer Bischofs auf, „dass sich eher ehemalige Generale und Admirale öffentlich zu Wort melden als diejenigen aktiven Generale und Admirale, die heute Verantwortung tragen“.

Mithin also ausreichende Gesichtspunkte zu einem strittigen Thema, welche durch Nachfragen und Diskussionsbeiträge aus dem Plenum vertieft werden konnten.

"Parallelwelten", Bistum Trier (PDF-Datei, 2 Seiten, 123 KB)

zum Nachrichtenarchiv des Bistums Trier, siehe 9.10.2015

Josef König

Nachrichtenarchiv