Gehorsam als Führungsinstrument

Abt Dr. Johannes Eckert OSB © Katholische Akademie Bayern
Abt Dr. Johannes Eckert OSB © Katholische Akademie Bayern

Impulse aus der Regel des heiligen Benedikt beim 101. Akademiegespräch in München

Seit über 50 Jahren diskutieren Offiziere aus Bundeswehr-Standorten in Süddeutschland an der Katholischen Akademie in Bayern über Glaube, Ethik und Politik.

„Gehorsam ist keine Gewaltherrschaft“

Am 16. Oktober 2018 beleuchtete Abt Dr. Johannes Eckert OSB die Benedikts-Regel im Hinblick auf eine pflichtbewusste Führungsverantwortung. In den Mittelpunkt seiner Überlegungen stellte er den Begriff „Gehorsam“. Dieser spielt nicht nur im Prinzip der Inneren Führung eine bedeutende Rolle, sondern ist bereits bei Benedikt Ausgangspunkt für ein gelingendes Zusammenleben in der Gemeinschaft.
Zu oft würde dieser Begriff mit blindem Gehorsam, Kadavergehorsam in Verbindung gebracht werden. Betrachte man dazu die Ausführungen Benedikts, werde aber deutlich, dass Gehorsam mehr bedeute, als willenlos Anweisungen eines anderen umsetzen zu müssen. Von seiner Etymologie, also nach seiner Geschichte und Herkunft, bedeute Gehorsam „eifrig im Horchen, etwas auf den Punkt bringen“. Diesen Ausgangspunkt nutzt Abt Johannes Eckert von der Benediktinerabtei St. Bonifaz, um einen Dreischritt abzuleiten:

Hören im Schweigen

1. Bevor der Dialog mit einem Gegenüber beginne, solle ein jeder zunächst auf sich selber hören. Dies gelänge vor allem im Schweigen. Im Schweigen habe man die Möglichkeit, eigene Traditionen und Einstellungen zu hinterfragen. Nur so fände man zu sich selbst. Hören im Schweigen sei so die eigene Standortbestimmung. Diese sei niemals abgeschlossen und müsse immer wieder erneuert werden.

Hören im Dialog

2. Nach der inneren Reflexion könne in Schritt 2 eine äußere Reflexion gelingen. In einer Klostergemeinschaft sei das Hören im Dialog, also das ehrliche Gespräch mit Mitbrüdern, aber auch Personen außerhalb der Gemeinschaft, von besonderem Wert. Benedikt bezieht sich hier auf das Alte Testament, in dem es bei Jesus Sirach (Sir 32,24) heißt: „Tu alles mit Rat, dann brauchst du nach der Tat nichts zu bereuen.“ Gehorsam im Dialog heiße dabei auch, den Konflikt einzugehen. Diese äußere Reflexion brauche eben die brüderliche Zurechtweisung oder das Prinzip der fremden Augen, also das Hören auf Gäste. Dabei dürfe niemals vergessen werden, dass der Abt „die Sorge für gebrechliche Menschen übernommen hat, nicht die Gewaltherrschaft über gesunde.“

Die Tat als Antwort des Hörens

Im 3. Schritt folgt die logische Konsequenz der beiden vorausgegangenen: die Tat als Antwort des Hörens. Hören der Abt bzw. jede Führungsperson zunächst auf sich selbst und dann auf Mitbrüder, Kollegen oder Mitarbeiter, ist Gehorsam Grundvoraussetzung für gelungene Führung.
Diese Impulse lassen sich auf jedes Unternehmen, auch auf die Bundeswehr übertragen. Gehorsam habe immer etwas mit Mitarbeiterorientierung zu tun. Im Zuhören könne Vertrauen entstehen. Es liege in der Führungsverantwortung eines Einzelnen, den Dialog des Hörens zu praktizieren. Dies sei nicht immer einfacher, koste Zeit, Geld und viel Geduld.

Im Anschluss an den anregenden Vortrag gab es Raum für Rück- und Nachfragen. Das nächste Akademiegespräch findet am 19. März 2019 – wieder auf Einladung des Katholischen Militärdekanats München – an der Katholischen Akademie in Bayern statt.

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