Ethische Überlegungen zum Kampf gegen den internationalen Terrorismus

Prof. Dr. Heinz-Gerhard Justenhoven. © KS / Doreen Bierdel
Prof. Dr. Heinz-Gerhard Justenhoven. © KS / Doreen Bierdel

Hamburg, 16.11.2015 Der Kampf gegen den internationalen Terrorismus sollte in erster Linie nicht mit militärischen Mitteln geführt werden, sagte Prof. Dr. Heinz-Gerhard Justenhoven gegenüber Medienvertretern. Der Leitende Direktor des Instituts für Theologie und Frieden in Hamburg stellte erste ethische Überlegungen vor, die nach seiner Meinung als Reaktionen auf die Terroranschläge von Paris angemessen sind.

Eine Beteiligung an oder Verstärkung des militärischen Kampfes gegen den IS in Syrien und Irak führt nicht unmittelbar zum Schutz vor Terroristen in Europa“, sagte Justenhoven. Auch der Krieg in Afghanistan habe „weder den islamistischen Terrorismus besiegt noch die Taliban“, argumentierte er. Stattdessen sprach sich der Wissenschaftler dafür aus, die Ursachen islamistischer Gewalt zu bekämpfen: Es müsse geklärt werden „aus welchen Gründen sich junge Männer am Rande der westlichen Gesellschaften radikalisieren.“

Bekannt sei, dass „eine Kombination aus mangelnder Perspektive für das eigene Leben, Erfahrung der Ausgrenzung aus der Gesellschaft, Suche nach Identität und die Begegnung mit dem extremistischem Islam, insbesondere Hasspredigern, die offenkundig in Moschen in Europa relativ ungehindert auftreten können, zu Radikalisierung am Rande westlicher Gesellschaften führt“, erklärte Justenhoven.

Mit militärischen Mitteln könne eine Ausbreitung des IS in weitere Gebiete im günstigsten Fall verhindert werden oder können Minderheiten wie die Jesiden geschützt werden. Das zugrundeliegende Problem der politischen Unterdrückung der Sunniten sowohl in Syrien wie auch im Irak müsse nach Meinung des Friedensforschers jedoch politisch gelöst werden. (bd)

Das Institut für Theologie und Frieden (ithf) ist eine wissenschaftliche Einrichtung der katholischen Kirche in Trägerschaft der Katholischen Militärseelsorge. Im Zentrum von Forschung und Dokumentation steht die politische und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Fragen des Friedens aus theologisch-ethischer Perspektive. Das Institut hat die Aufgabe, die ethischen Grundlagen menschlicher Friedensordnung zu erforschen und in den aktuellen friedenspolitischen Diskurs hineinzutragen.

Interview mit Prof. Dr. Heinz-Gerhard Justenhoven im Deutschlandfunk

Link zum Institut für Theologie und Frieden (ithf)

 

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