Einblick in den Aufbau der Katholischen Militärseelsorge in Ostdeutschland

© Archiv des Katholischen Militärbischofs
© Archiv des Katholischen Militärbischofs

Die Akten des Militärdekans Ost Heinrich Hecker (1937-2021)

Das Archiv des Katholischen Militärbischofs hat den dienstlichen Nachlass des ehemaligen Militärdekans Ost, Heinrich Hecker, mit Laufzeiten von 1990 bis 2002 vollständig erschlossen. Hecker war als Militärdekan ab 1990 bis 2002 für den Aufbau der Katholischen Militärseelsorge auf dem Gebiet der ehemaligen DDR verantwortlich. Das war eine immense Aufgabe, denn fast alle Soldaten der ehemaligen Nationalen Volksarmee (NVA) in der neuen Bundeswehr und die Neurekruten aus den damals neuen Bundesländern hatten so gut wie keinen Bezug zu Glauben, Kirche und Religion. Erste Erhebungen nach der Wiedervereinigung zeigten, dass an manchen Standorten nur maximal 5 Prozent aller Soldaten aus dem ehemaligen DDR-Gebiet überhaupt katholisch oder evangelisch getauft waren. 

Akten über die Anfänge des Militärdekanats Ost

Neben dem strukturellen Aufbau der Militärpfarrämter in den neu errichteten oder ehemaligen NVA-Kasernen war die Konzeption der Seelsorge in diesem „Heidengebiet“ eine große Herausforderung für Hecker und seine Militärseelsorger. Der dienstliche Nachlass von Heinrich Hecker wurde von diesem bereits am Ende seiner Tätigkeit Anfang der 2000er Jahre in einem Umfang von circa 10 laufenden Metern an Aktenordnern und auch Loseblattsammlungen in Kartons an das Archiv des Katholischen Militärbischofs abgegeben. Dabei handelt es sich um seine Akten, die er während der Zeit der Leitung des Militärdekanats Ost, zuvor auch in Wehrbereich VII und VIII eingeteilt, als Registratur im Büro mit Schriftgut angefüllt hatte. 

Einblick in das religiöse Verständnis junger Menschen in der ehemaligen DDR

Im Sommer 2022 begann die ordentliche Verzeichnung des Bestandes, die nach wenigen Monaten abgeschlossen war. Jede verzeichnete Einheit wurde in der Archivdatenbank Augias erfasst und anschließend digitalisiert. Als Ergebnis ist jetzt ein Gesamtbestand an Akten von fast 70 Verzeichnungseinheiten verfügbar. Sie dokumentieren den mühevollen Prozess des Aufbaus der Militärseelsorge und die Verkündigung des Wortes Gottes nicht nur in einem militärischen, sondern auch in einem Diaspora- und religionsfernen Umfeld. Die Akten geben auch einen sozialen und psychologischen Einblick in das Verständnis von Glauben und Kirche junger Menschen und Soldaten in der ehemaligen DDR. 

Forschungen in neuester Kirchengeschichte möglich

An Aktentypen finden sich z.B. Protokolle über dienstliche Sitzungen, statistische Erhebungen, Seelsorgeberichte, Verwaltungsvorgänge, Fotos und weiteres archivwürdiges Schriftgut. Trotz der geltenden Kirchlichen Archivordnung (KAO), die eine Einsicht in Akten nur 40 Jahre zurück zulässt, also nur bis 1982, ist es auf Antrag an das Archiv des Katholischen Militärbischofs möglich, für spezielle wissenschaftliche Projekte den Bestand, der auch voll digitalisiert vorliegt, einzusehen, um diese ganz spezielle Thematik der neuesten Kirchengeschichte zu erforschen. Für die (Kirchen-) Geschichte der Militärseelsorge wäre das ein bedeutender Erkenntnisfortschritt.

Nachrichtenarchiv