Der Katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck zeigte sich bewegt vom heutigen Totengedenken für die 59 Soldaten, die im Afghanistan-Einsatz gefallen und gestorben sind. Es „war eine sehr große Stille, die die Beteiligten bewegt hat und auch ein wirkliches Totengedenken im sehr privaten Sinne, eben nur durch Worte von uns aus der Militärseelsorge – jüdisch, evangelisch und katholisch – geprägt.“
Beim anschließenden Appell auf dem Paradeplatz des Bundesministeriums der Verteidigung fand schließlich die Würdigung aller 93.000 deutschen Soldatinnen und Soldaten statt, die im vergangenen Afghanistan-Einsatz waren. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer machte deutlich, um was es ging: „Heute ist nicht der Tag, das Kapitel Afghanistan zu schließen. […] Heute ist der Tag der Würdigung. Ein Tag des Danks und Respekts. Unser Land würdigt unsere Soldatinnen und Soldaten aller 76 Kontingente, die in den vergangenen 20 Jahren in Afghanistan im Einsatz waren. Und wir zollen unseren Respekt ihren Familien und Freunden, die stets an ihrer Seite standen.“
„Sie verdienen gehört zu werden“
Die Soldatinnen und Soldaten haben im Afghanistan-Einsatz die Aufträge erfüllt, die ihnen vom Bundestag erteilt worden waren. „Sie haben in 76 Einsatzkontingenten das erreicht, was unter den gegebenen Umständen möglich war – unter Einsatz von Leib und Leben“, sagte die Ministerin mit Blick auf den Erfolg des Einsatzes.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach an, was in der gesellschaftlichen Debatte um Bundeswehr-Einsätze oft zu fehlen scheint: „Die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sind unsere Mitbürger, unsere Nachbarn, unsere Freunde. Sie sind Staatsbürger in Uniform – und die Geschichten der Bundeswehr sind unsere Geschichten. Sie verdienen gehört zu werden.“
Militärseelsorge war willkommen
Die Begleitung der Afghanistan-Einsätze hat die Katholische Militärseelsorge in den letzten 20 Jahren stark geprägt: „Es war die Erfahrung, dass Seelsorge willkommen ist bei den Soldaten“, sagte der für die Einsatzbegleitung zuständige Leitende Militärdekan Joachim Simon. Kaum ein Einsatz zuvor war für Soldatinnen und Soldaten so gefährlich und nie zuvor wurden auch die seelischen Folgen stärker sichtbar. „Militärseelsorge ist für uns unverzichtbar“, sagte der Leitende Truppenpsychologe beim Einsatzführungskommando, Harald Hofmann. Denn anders als ein Truppenarzt oder eine Truppenpsychologin entscheidet die Militärseelsorge nicht über die Einsatztauglichkeit einer Soldatin oder eines Soldaten. Das schafft ein Vertrauensverhältnis. Darüber hinaus sind Militärseelsorgerinnen und -seelsorger zum Schweigen verpflichtet über das, was Soldatinnen und Soldaten ihnen anvertrauen. Sie stehen nicht in der militärischen Hierarchie und können deshalb jeder Soldatin und jedem Soldaten auf Augenhöhe begegnen.
Militärdekan Simon zeigte sich schließlich beeindruckt von der Selbstkritik in den politischen Ansprachen zum Afghanistan-Einsatz: „Unser Bundespräsident und die Bundesministerin der Verteidigung haben deutlich gesagt, dass man aus diesem Einsatz auch lernen möchte. Auch wenn dieser Einsatz nicht mit einem Erfolg endete, kann man aus den Erfahrungen lernen. Damit kann auch der Diskurs in der Bevölkerung weiter angeregt werden.“