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Die friedensstiftende Kraft des Christentums

Der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, stellt sein neues Buch über Christen im Irak vor

Über die friedensstiftende Kraft von Religion und Kultur sprach Franz-Josef Overbeck, der Katholische Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr, am Donnerstagabend in der Apostolischen Nuntiatur in Berlin. Anlass war die Präsentation eines neuerschienenen Buches über ein Land, das mit vielem, aber nicht mit Frieden in Verbindung gebracht wird: Irak.

Matthias Kopp, der langjährige Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, stellte an diesem Abend sein neuestes Werk „Iraks christliches Erbe. Vom Überleben im Zweistromland“ vor. Das 870 Seiten umfassende Buch gilt bislang als einzige Gesamtdarstellung des irakischen Christentums von seinen biblischen Anfängen bis zur Gegenwart. Kopp, ein Theologe, Archäologe und Kenner des Nahen Ostens, wurde für seine im Herder-Verlag veröffentlichte Arbeit vergangenes Jahr im Fach Theologie promoviert. Kopp nennt sein Werk eine „Hommage an die Christinnen und Christen, die ihr Christsein im Irak bis heute leben“. Das Buch, für das Papst Franziskus das Vorwort verfasste, ist eine aus Sicht des Christentums geschriebene, alle Epochen umfassende Monographie über den Irak bis zur Gegenwart. Betrachtet werden zudem die islamischen Strömungen sowie weitere religiöse Minderheiten und Ethnien, insbesondere die Jesiden. Den Schwerpunkt seiner Arbeit legt Kopp auf das 20. und 21. Jahrhundert, das Regime und den Sturz Saddam Husseins und das dem folgende Terrorregime „Islamischer Staat“.  

Hunderttausende flohen vor Massakern und Verfolgung durch den IS, christliche Kulturgüter wurden zerstört. 

Mit seiner Irakreise im März 2021 wollte Papst Franziskus die dramatisch schrumpfende christliche Gemeinschaft ermutigen und den Dialog mit den herrschenden Schiiten stärken. Dieser von Kopp als „historisch“ bezeichneten Reise widmet der Autor den letzten Teil seines Buches. Dem Besuch des Papstes sei Ernüchterung gefolgt, so Kopp, denn die irakische Regierung tue kaum etwas für die zerstörten christlichen Gemeinden. Das habe fatale Konsequenzen, von einst 1,5 Millionen Christen leben aktuell weniger als 250.000 im Irak. Ohne das Christentum jedoch, das Kopp als „Motor einer Vergebungs- und Versöhnungsgeschichte” für unverzichtbar hält, droht der einstigen Wiege der Zivilisation ein unwiederbringlicher Identitätsverlust.

„Es gibt ein Gelingen im Irak, wenn der Weg der Geschwisterlichkeit gefunden wird“, zitierte Matthias Kopp in der Apostolischen Nuntiatur Papst Franziskus, um dann in eigenen Worten fortzufahren, „… im Miteinander und nicht im Gegeneinander, im Dialog der Religionen, in der Förderung des Friedenspotenzials der Religionen und nicht in der Rechtfertigung von Gewalt im Namen Gottes“.

Ein Gedanke, den Bischof Overbeck zuvor ebenfalls aufgegriffen hatte, als er über die in Kopps Buch erwähnten Chancen interreligiösen Zusammenlebens sprach:

„Die religiöse Vielfalt des Irak (…) birgt das Potenzial für ein plurales, tolerantes Gemeinwesen. Vielfalt wird hier nicht als Bedrohung, sondern als kulturelle Bereicherung verstanden.“

Dabei trügen besonders die religiösen Führer Verantwortung: Gerade Christen im Irak treten immer wieder als Brückenbauer auf, die Kontakt zu anderen suchen und an Vergebung und Versöhnung appellieren.

Papst Franziskus besuchte während seiner Irakreise auch Ur in Chaldäa, laut Bischof Overbeck „ein zentraler Schauplatz, an dem sich Religion und Kultur geradezu archetypisch verbinden“. Ein Ort, an dem sich feststellen lasse, dass Kultur religiöse Wurzeln habe, dass Religion Werte und Gemeinschaften forme. Eine immense Kulturleistung des Christentums sei, dass es zur Pazifizierung ganzer Gesellschaften beigetragen habe, sagte der Bischof. Das zeige sich an der Idee, dass Vergebung anstelle von Blutrache treten solle, aber auch an der Theorie des „gerechten Krieges“, die der Willkür im Krieg Schranken setze. Der „gerechte Krieg“ sei der Versuch, „Krieg so weit moralisch zu disziplinieren, dass er nur noch im Ausnahmefall und unter strengen Auflagen geführt wird“. Das sei ein zivilisatorischer Fortschritt. Vom „gerechten Krieg“ schlug Militärbischof Overbeck einen Bogen zur modernen Friedensethik. Religion könne hier zweierlei bieten: ethische Leitlinien und Gewissensbildung.

Frieden ist möglich, wenn die Kraft des Glaubens ins Spiel gebracht wird. 

Papst Johannes Paul II., dessen für 1999 geplante Irak-Reise nicht stattfinden konnte, und Papst Franziskus, stehen laut Bischof Overbeck für eine Überzeugung: Frieden ist möglich, wenn die Kraft des Glaubens ins Spiel gebracht wird. Aus der Arbeit Kopps ergäben sich zudem die Implikation, dass Frieden untrennbar mit Gerechtigkeit und Wahrheit verbunden sei. „Diese Haltung entspricht einer christlichen Friedensethik, die Heilung durch Gerechtigkeit, Vergebung und Wiedergutmachung sucht statt durch Vergeltung.“

Theo Weisenburger, unter Verwendung von KNA

 



Iraks christliches Erbe

Vom Überleben im Zweistromland

von Matthias Kopp

Verlag Herder
1. Auflage 2025
Gebunden, 872 Seiten
ISBN: 978-3-451-02437-5

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Bischof Overbeck, Matthias Kopp und Ulrich Wilhelm © KS / Doreen Bierdel
Bischof Overbeck, Matthias Kopp und Ulrich Wilhelm © KS / Doreen Bierdel
Autor Matthias Kopp  © KS / Doreen Bierdel
Autor Matthias Kopp © KS / Doreen Bierdel
Erzbischof Dr. Nikola Eterović, Apostolischer Nuntius in Deutschland © KS / Doreen Bierdel
Erzbischof Dr. Nikola Eterović, Apostolischer Nuntius in Deutschland © KS / Doreen Bierdel
Bischof Overbeck bei seinem Vortrag © KS / Doreen Bierdel
Bischof Overbeck bei seinem Vortrag © KS / Doreen Bierdel
Intendant i. R. Ulrich Wilhelm bei seiner Ansprache © KS / Doreen Bierdel
Intendant i. R. Ulrich Wilhelm bei seiner Ansprache © KS / Doreen Bierdel
Dankwort von Stefan Orth für den Verlag Herder © KS / Doreen Bierdel
Dankwort von Stefan Orth für den Verlag Herder © KS / Doreen Bierdel
Autor Matthias Kopp  © KS / Doreen Bierdel
Autor Matthias Kopp © KS / Doreen Bierdel
Buch über Christen im Irak © KS / Doreen Bierdel
Buch über Christen im Irak © KS / Doreen Bierdel

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