„Die Erde gehört uns allen. Nicht nur einem Volk.“

Henriette Kretz bei ihrem Vortrag. © KS / Jörg Volpers
Henriette Kretz bei ihrem Vortrag. © KS / Jörg Volpers
Berthold Goerdeler würdigt seinen Großvater und den Vortrag von Henriette Kretz. © KS / Jörg Volpers
Berthold Goerdeler würdigt seinen Großvater und den Vortrag von Henriette Kretz. © KS / Jörg Volpers
General Hambach bedankt sich bei Frau Kretz und dem Organisator, Hauptmann Stefan Nüßle (Mitte). © KS / Jörg Volpers
General Hambach bedankt sich bei Frau Kretz und dem Organisator, Hauptmann Stefan Nüßle (Mitte). © KS / Jörg Volpers

Die Holocaust-Überlebende Henriette Kretz sprach am 7. Februar mit Soldaten, Schülern, Pfadfindern in München.

Auf Einladung der Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS), Kreis München, war die 85-jährige Jüdin nach knapp einem Jahr noch einmal zu Gast im Offizierheim der Ernst-von-Bergmann-Kaserne. Unter den gut 200 Teilnehmern der dreistündigen Veranstaltung waren jedoch nicht nur Soldatinnen und Soldaten der dort ansässigen Sanitätsakademie der Bundeswehr (SanAk Bw), sondern auch Bundeswehr-Angehörige aus der Umgebung Münchens, Gäste aus Politik und Gesellschaft sowie von je zwei Gymnasien und Pfadfinderstämmen.

Die Formulierung der Titelzeile bezog sich auf ihre gesamte Lebenserfahrung: ausgehend von ihrer Herkunft aus Osteuropa, wo sie in ihrer Kindheit von 1939 bis 1945 zwischen die Fronten geriet – zunächst durch Deutsche Wehrmacht und SS, später auch durch die Sowjetunion. Sie gilt aber auch für die 13 Jahre, die sie in Israel wohnte und den Konflikt mit Palästinensern und Nachbarstaaten erlebte – und nicht zuletzt für Europa, wo sie nun schon lange in Antwerpen lebt.

Den Kern des Vormittags bildete die Familiengeschichte von Frau Kretz, die sie schon oft – z. B. in Schulen – erzählte und die auf immer neue Weise die Zeit des 2. Weltkriegs und danach lebendig werden lässt. Ferner betonte sie: „Das war damals keine besondere Geschichte.“ – Die Teilnehmer sollten auch anderen Zeitzeugen immer wieder zuhören und nachfragen.

Scheinbar mühelos berichtete Frau Kretz, die in Antwerpen auf der Schule Deutsch gelernt hatte, stehend und ohne Manuskript, wie sie damals Distanzierung, Ausgrenzung und Hass erlebt hatte und dass sie heute wieder große sprachliche und ideologische Ähnlichkeiten in ganz Europa erkennt. Dabei besonders interessant: Henriette Kretz erinnert an die Vergangenheit und lernt aus ihr bzw. möchte heutige Menschen erinnern, aber sie lebt keineswegs in dieser Vergangenheit.

Nach kurzem Zögern wurden im Anschluss an den Vortrag zahlreiche Fragen gestellt, so dass ein echtes Gespräch entstand. Auch der Enkel des Widerstandskämpfers Carl Friedrich Goerdeler, Berthold Goerdeler, der mit seiner Frau teilnahm, trug dazu bei. Brigadegeneral Thomas Hambach, Kommandeur des Landeskommandos Bayern und ranghöchster anwesender Soldat, rundete die Veranstaltung mit seinen Dankesworten ab, in die er auch die „Brückenbauerin“ Helga König einschloss, welche den Kontakt zu Henriette Kretz hergestellt hatte.

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