Der Lebenskundliche Unterricht ist ein für Soldaten verpflichtender und durch Vorschriften geregelter Ethikunterricht.

Militärseelsorger erteilen den Lebenskundlichen Unterricht. © KS / Doreen Bierdel
Militärseelsorger erteilen den Lebenskundlichen Unterricht. © KS / Doreen Bierdel

Die Katholische Nachrichtenagentur (KNA) greift die Ausgabe 11/2018 der Zeitschrift des Katholischen Militärbischofs, Kompass. Soldat in Welt und Kirche, auf und geht auf das Vorhaben des Bundesministeriums der Verteidigung, die ethische Bildung in der Bundeswehr mit neuer Vorschriftengrundlage zu regeln, ein. Dazu wird am 13. November ein erster Workshop im Berliner Bendlerblock, dem zweiten Dienstsitz des Verteidigungsministerium veranstaltet.

Berlin. Die katholische Militärseelsorge hat sich gegen Überlegungen gewandt, den Lebenskundlichen Unterricht für Soldaten künftig von der Bundeswehr durchführen zu lassen. In der am Dienstag in Berlin veröffentlichten Novemberausgabe der Zeitschrift "Kompass" des katholischen Militärbischofs äußerten die Gemeinschaft Katholischer Soldaten sowie der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, General a. D. Wolfgang Schneiderhan, schwere Bedenken gegen derartige Pläne. Militärgeneralvikar Reinhold Bartmann hatte bereits mehrfach Vorbehalte gegenüber solchen Erwägungen mit Blick auf die Abfassung der künftigen zentralen Dienstvorschrift unter dem Titel "Ethische Bildung in der Bundeswehr" geäußert.

Der Lebenskundliche Unterricht ist ein für Soldaten verpflichtender und durch Vorschriften geregelter Ethikunterricht. Katholische und evangelische Militärseelsorger erteilen den Unterricht, der kein Religionsunterricht ist, im Auftrag der Bundeswehr. Themen sind etwa philosophische Fragen zu Leben, Sinn, Gewissen, Sterben und Tod.

Die Militärseelsorge leiste seit sechs Jahrzehnten "einen verlässlichen und kontinuierlichen Dienst bezüglich der ethischen Bildung", betonte Bartmann in seinem Bericht zur Lage zu Auftakt der diesjährigen Gesamtkonferenz der Katholischen Militärseelsorge in Freiburg.

Schneiderhan unterstrich in seinem Beitrag für den "Kompass" die Notwendigkeit von Tugenden "als grundlegend für eine soldatische Berufsethik", die helfe, im militärischen Auftrag den Prinzipien des demokratischen Rechtsstaats Rechnung zu tragen. "Die Militärseelsorge setzt hier an, indem sie den Soldaten ein offenes und vertrauensvolles Gesprächsforum auf der Grundlage ethischer Tradition eröffnet", so der General a. D.. Sie berufe sich auf eine Tradition, "die den philosophischen und theologischen Begründungen moralischen Handelns nicht ausweicht, sondern Partei ergreift".

Ausgehend vom theologisch-ethischen Ideal eines gerechten Friedens stelle sie sich "den Fragen einer gewaltdurchwirkten Gegenwart". "Gerade in einer Welt, die in vielerlei Hinsicht aus den Fugen geraten ist, brauchen unsere Soldatinnen und Soldaten aller Dienstgrade und Dienststellungen eine solide Bodenhaftung mit einer gesicherten Werteorientierung", so Schneiderhan.

Der Hamburger Theologe Thomas Hoppe betonte in seinem Beitrag, dass ein Menschenrechtsethos und entsprechende Werte vor der Gefahr von ideologischen Denkformen und "autoritären Politikkonzepten - rechter wie linker Provenienz" schützten. Das gelte zumal, wenn junge Leute für derartiges Gedankengut anfällig würden.

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