Bundeswehr bekommt Militärrabbiner

Mann mit Kippa beim Feierlichen Gelöbnis vor dem Reichstag © KS / Doreen Bierdel
Mann mit Kippa beim Feierlichen Gelöbnis vor dem Reichstag © KS / Doreen Bierdel

Erstmals seit rund 100 Jahren können damit noch in diesem Jahr wieder Militärrabbiner in Deutschland dienen.

Berlin (KNA/dr). Mit einem historischen Beschluss hat der Bundestag den Weg für die Wiedereinführung von Militärrabbinern in der deutschen Armee freigemacht. Einstimmig beschloss das Parlament am Donnerstagabend ein Gesetz zur Wiedereinführung einer jüdischen Militärseelsorge. Erstmals seit rund 100 Jahren könnten damit noch in diesem Jahr wieder Militärrabbiner in Deutschland dienen.

Vorgesehen ist, dass zunächst bis zu zehn Militärrabbiner bei der Bundeswehr tätig werden. Die Auswahl der ersten Geistlichen soll im Herbst starten. In Berlin soll zur Verwaltung ein Militärrabbinat eingerichtet werden, das von einem Militärbundesrabbiner geleitet wird.

"Bereicherung und Ausdruck der Religionsfreiheit"

Der katholische Militärgeneralvikar Reinhold Bartmann nannte den Beschluss des Bundestags „begrüßenswert“. Die zukünftige jüdische Militärseelsorge bedeute für die Soldatinnen und Soldaten eine Bereicherung und sei Ausdruck der Religionsfreiheit, betonte Bartmann. „Damit erweitert sich das Seelsorge- und Gesprächsangebot und auch die kulturelle Vielfalt in der Bundeswehr. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit den neuen Kolleginnen und Kollegen. In den Einsatzgebieten der Bundeswehr ist das interreligiöse Miteinander für unsere Seelsorger und Seelsorgerinnen schon lange selbstverständlich geworden“, erklärte der Militärgeneralvikar.

Ende Dezember hatten Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und der Zentralrat der Juden in Deutschland einen Staatsvertrag über die jüdische Militärseelsorge unterzeichnet. Das Gesetz setzt diesen nun um. Die Struktur des neuen Angebots ähnelt der von den beiden großen Kirchen verantworteten christlichen Militärseelsorge.

Einrichtung innerhalb eines Jahres

Die Gründung der jüdischen Militärseelsorge wurde im April 2019 während der Konferenz „Militärrabbiner in der Bundeswehr – Zwischen Tradition und Herausforderung“ von der damaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen angekündigt. Auch Bartmann und Vertreter der Katholischen Militärseelsorge hatten daran teilgenommen und den Wunsch nach einer jüdischen Militärseelsorge unterstützt.

Auch der vielfach geforderten muslimischen Militärseelsorge steht die Katholische Militärseelsorge offen gegenüber. Die Einrichtung einer solchen ist angedacht und Aufgabe der Bundeswehr. 

Nach Schätzungen der Bundesregierung dienen in der Bundeswehr etwa 300 Soldaten jüdischen Glaubens und rund 3.000 muslimische Soldaten. Unter den rund 180.000 Soldaten dienen zudem etwa 90.000 Christen. Sie werden von evangelischen und katholischen Seelsorgern betreut. Die Religionszugehörigkeit der Soldaten wird nur auf freiwilliger Basis erfasst.

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