Bischof Overbeck kritisiert Rechtsruck bei Wahlen in Frankreich

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Brüssel (KNA) Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat den Rechtsruck bei den Regionalwahlen in Frankreich kritisiert. "In vielen EU-Mitgliedstaaten sind rechte und populistische Strömungen in bedenklichem Maße erstarkt", sagte Overbeck beim gemeinsamen Jahresempfang der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und des Kommissariates der Deutschen Bischöfe am Montagabend in Brüssel. "Wir brauchen nur an Frankreichs Regionalwahlen zu denken."

Europa sei in den vergangenen Jahren mit der Bewältigung der Finanz-, Schulden- und Wirtschaftskrise hart auf die Probe gestellt worden. Dabei sei es in den Debatten um "die Frage nach der richtigen Balance aus Solidarität und Eigenverantwortung" gegangen. "Der Tonfall dieser Diskussion wurde allerdings zuletzt schrill", so Overbeck. "Längst vergessen geglaubte Vorurteile gegenüber europäischen Mitbürgern haben wieder Konjunktur."

Der Essener Bischof warf den EU-Staaten in seiner Rede ein Scheitern in der Flüchtlingskrise vor. "Die vielen ertrunkenen Flüchtlinge offenbaren nicht nur unvorstellbare Nöte von Menschen, sondern belegen zugleich das Scheitern politischer Systeme und unserer deutschen wie europäischen Außen- und Flüchtlingspolitik", sagte Overbeck. Nicht nur der Zusammenbruch des Dublin-Systems, sondern auch die Uneinigkeit unter den Staaten bei der Aufnahme von Flüchtlingen sowie der Umgang mit Menschen auf der Flucht hätten zu diesem Scheitern geführt.

Es brauche nun dringend eine solidarische europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik. "Die Europäische Union funktioniert nur in Solidarität - nach innen wie nach außen - und auf dem Fundament unserer gemeinsamen Werte." Gleichzeitig dürfe man die Ängste der Menschen, die mit "äußerer Abschottung von dem Fremden reagieren", nicht alleinlassen.

Overbeck, der auch katholischer Militärbischof ist, plädierte für verschiedene Einzelmaßnahmen zur Bewältigung der Krise, "angefangen von der stärkeren Bekämpfung der Fluchtursachen über die Verstärkung unseres humanitären Engagements in der direkten Nachbarschaft der Krisenherde bis hin zur Frage einer schnelleren Bearbeitung der Asylfälle bei uns und einer konsequenteren Rückführung abgelehnter Asylbewerber". Europa dürfe nicht das Ziel haben, zu einer "Festung" zu werden.

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