Auftrag von „Oben“

Die Edith-Stein-Kapelle. © Zentrum für Dialog und Gebet in Oswiecim
Die Edith-Stein-Kapelle. © Zentrum für Dialog und Gebet in Oswiecim

Wie der heilige Maximilian Kolbe Hamburg und Oswiecim verbunden hat

Das kleine polnische Städtchen Oswiecim (40.000 Einwohner) liegt in der Wojewodschaft Kleinpolen und ist für Deutsche unter diesem Namen nicht so bekannt wie unter „Auschwitz“. Der Ort blickt auf eine 800-jährige Geschichte zurück und gehört zur einem der ältesten durch die Piaster-Dynastie errichteten Burgstädtchen. Der Name Oswiecim bedeutet „gesegnet“. 

Während des Zweiten Weltkriegs war Oswiecim jedoch nicht gesegnet. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht im September 1939 annektierte Deutschland die Stadt und gab ihr einen anderen Namen, unter dem sie in der ganzen Welt bekannt wurde. Hier befand sich das größte deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager: Auschwitz-Birkenau. 

Diese besondere Geschichte hat das Antlitz der Stadt für immer verändert. Zwar hat Oswiecim kurz nach dem Krieg seinen ursprünglichen Namen wieder zurückbekommen, aber der frühere Name Auschwitz ist nicht mehr von der Stadt wegzudenken. 

Jedes Jahr pilgern dorthin Millionen Menschen, besuchen das Museum im Konzentrationslager. Viele von Ihnen trauern über ihnen nicht bekannte und ermordete Familienangehörige und versuchen, eine Antwort auf die Frage „Warum?“ zu bekommen. 

Für viele junge Menschen von heute ist das alles, was hier geschah, einfach nicht zu verstehen. Darum ist es sehr wichtig zu erreichen, dass die Besucher etwas von hier für ihren Lebensweg mitnehmen. 

Genau diese Gedanken bewegten auch den Krakauer Kardinal Franciszek Macharski, als er sich entschloss, dort ein Bildungszentrum zu errichten. So entstand mit Unterstützung der Bischöfe aus ganz Europa und in Absprache mit Vertretern jüdischer Organisationen im Jahr 1992 das „Zentrum für Information, Begegnung, Dialog, Erziehung und Gebet“ in der Maximilian-Kolbe-Straße 1. 

Anliegen des Zentrums, das 1998 den Namen „Zentrum für Dialog und Gebet in Oswiecim“ annahm, ist es, in der Nähe des Stammlagers Auschwitz für alle Menschen, die betroffen sind von dem, was dort geschehen ist, unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit, einen Ort zu schaffen, der zu Besinnung, Begegnung, zum Lernen und zum Gebet einlädt. Das Zentrum soll helfen, die Opfer zu ehren und eine Welt des gegenseitigen Respekts, der Versöhnung und des Friedens zu gestalten. 

Heutiger Leiter und Direktor des Zentrums ist der Priester Magister Jan Nowak. In einer Predigt sagte er: „Die Erinnerung an Auschwitz ist ein wichtiges Element für die Zukunft; es erlaubt besser, unsere heutige Welt zu begreifen.“ 

Die heutige Welt begreifen 

Dieses Motto ist den katholischen Soldaten, die an der Universität der Bundeswehr in Hamburg studieren, nicht unbekannt. Weit weg von O?wi?cim im grünen Hamburger Viertel Marienthal befindet sich das Haus der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) an der Helmut-Schmidt-Universität (HSU), in dem nicht nur katholische Soldaten einen Treffpunkt haben. Patron des Hauses ist der heilige Maximilian Maria Kolbe. 

Der polnische Franziskaner Maximilian Kolbe war ein Priester, der als Gefangener im Lager Auschwitz ein dramatisches Zeichen setzte, indem er freiwillig in den Tod ging. Er bot sich zum Austausch für den jungen Familienvater Franciszek Gajowniczek an, als SS-Hauptsturmführer Karl Fritzsch zur Vergeltung für die Flucht eines Häftlings Ende Juli 1941 zehn Männer zum Hungertod in die Todeszelle sperren ließ. 

Das Hamburger Maximilian-Kolbe-Haus, zurzeit unter geistlicher Leitung von Militärpfarrer Pater Dr. Peter Henrich OP, bietet den Soldaten einen Platz sowohl für den religiösen und politischen Dialog als auch für geselliges Beisammensein. In dem Haus befindet sich nun ein neuer Platz für das Gebet – die Kapelle. 

Sie wurde kürzlich renoviert und durch Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck neu geweiht. In seiner Predigt sagte der Militärbischof: „Durch den Namen dieses Hauses und das Lebenszeugnis von Maximilian Kolbe wird so für uns anschaulich, was es heißt, dass die Wahrheit eine Person ist, die den Namen Jesus trägt. Die Wahrheit ist nicht nur zu bekennen, die Wahrheit ist ebenso zu tun.“ 

Da jetzt die Kapelle eine neue Ausstattung bekommen hat, wurde ihr bisheriges Mobiliar nicht mehr benötigt. Durch eine glückliche Fügung erfuhr der Direktor des „Zentrums für Dialog und Gebet“ Jan Nowak davon. Er war erfreut über die Möglichkeit, dieses Mobiliar übernehmen zu können. Im Zentrum befindet sich eine Kapelle, die der heiligen Edith Stein gewidmet ist. Die Kapelle ist interreligiös. Sie benötigte dringend eine Ausstattung. Die Freude war groß, als man die Hamburger Ausstattung vor Kurzem abholen konnte – darunter den Altar, den Ambo und die Kapellenstühle. 

Somit wurden die beiden Kapellen – „Edith Stein“ in Oswiecim und „Maximilian Maria Kolbe“ in Hamburg – in Freundschaft und durch spontanes Tun eng verbunden. Das „Zentrum für Dialog und Gebet“ freut sich auf die Besuche und Begegnungen mit deutschen Soldaten. Das kam auch in einem Gespräch zum Ausdruck, das Direktor Nowak mit Militärgeneralvikar Msgr. Reinhold Bartmann in Berlin führte. Wer zusammen betet, kann nicht gegeneinander kämpfen. 

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Halina Wegrzynowicz

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