Wo etwas Neues beginnt:
Militärbischof Overbeck in Rukla und Vilnius
Einiges hat in der Little Church im litauischen Rukla die Zeitenwende überdauert. Die Stühle etwa, die vor sechs Jahren für die kleine Kapelle der EFP Battlegroup von der Katholischen Militärseelsorge angeschafft wurden.
Damals konnte sich der Katholische Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr Franz-Josef Overbeck davon überzeugen, wie wichtig nicht nur das Geld für die Ausstattung, sondern auch der ganze Einsatz der Militärseelsorger war. An dieser Tatsache hat sich bis heute nichts geändert, wie der Bischof bei seinem zweiten Besuch in Rukla vor wenigen Tagen sehen konnte. Die Little Church samt Ausstattung steht immer noch, die Soldatinnen und Soldaten sind weiterhin da – und doch hat sich etwas verändert.
Was, das hängt natürlich mit dem russischen Überfall auf die Ukraine und der in dessen Folge ausgerufenen Zeitenwende und Neuausrichtung der Bundeswehr hin zur Landes- und Bündnisverteidigung zusammen. Das hat Konsequenzen: Die Neuaufstellung der Panzerbrigade 45 in Litauen. Dies sei eine große Chance für die Bundeswehr, sagte Militärbischof Overbeck am Ende seines Besuchs, der ihn nach Rukla und zum dort tätigen Katholischen Militärpfarrer Mateusz Szeliga führte sowie nach Vilnius zum Vorauskommando für die neue Brigade. Die Neuaufstellung habe darüber hinaus etwas Sinnstiftendes, sagte Overbeck an die Adresse der Soldatinnen und Soldaten gerichtet und verglich das mit den Erfahrungen in seinem Amt als Bischof von Essen. In dieser Eigenschaft sei er „es gewohnt, Dinge zu beenden. Sie dürfen etwas Neues beginnen. Das ist eine schöne und wichtige Aufgabe für Soldaten, denn es hat einen tieferen Sinn, weswegen Sie da sind.“
„Wir versuchen, dass wir da sind, wo auch Sie sind.“
Allerdings seien die Rahmenbedingungen ausgesprochen schwierig und angesichts der Kriegssituation in der Ukraine zeigten diese auch, „in welch bedrängter Lage politisch, aber auch militärisch vieles in Europa gerade ist“. Er sei in Litauen, um zu sehen, welche Seelsorge geleistet werden könne und müsse. Das sei die Hauptaufgabe im Hinblick auf die Begleitung der Soldatinnen und Soldaten. Dass die Katholische Militärseelsorge willens ist, dieser Aufgabe in Litauen gerecht zu werden, das sagte der Bischof zu. „Wir versuchen, dass wir da sind, wo auch Sie sind.“ Deshalb wird die Katholische Militärseelsorge künftig auch bei der Panzerbrigade 45 mit ihrem Angebot und ihren Seelsorgern vertreten sein.
Willkommen ist sie in Litauen auf jeden Fall. Diesen Eindruck vermittelte Oberst André Hastenrath, der Führer des Vorauskommandos. Seit das Kommando vor Ort sei, werde es von der Militärseelsorge, der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (KAS) und deren evangelischem Pendant unterstützt. Das geschehe alles sehr unkompliziert, „das ist wichtig und klasse“. Die Panzerbrigade 45, die Ende 2027 einsatzbereit sein soll, werde die am besten ausgestattete und einsatzbereite Brigade der Bundeswehr sein. Für die Soldatinnen und Soldaten, die ihr dann angehören werden, bedeute das: „Ihr Dienst wird attraktiv sein.“ Die Frage sei allerdings, wie die Bundeswehrangehörigen für diesen Dienst in der Brigade zu überzeugen sind. Damit sprach der Oberst die Schwierigkeit an, ausreichend Freiwillige für den Einsatz in Litauen zu finden. Geplant ist, dass in Rukla rund 1.000 und in Rudninkai 4.000 Soldatinnen und Soldaten stationiert sein werden. Noch unklar ist, wie viele mit ihrer Familie umziehen werden.
Viele von ihnen dürften Litauen bereits kennen, denn die Bundeswehr ist im Rahmen der Enhanced Forward Presence (EFP) seit 2017 in Rukla präsent und mit ihr auch die Katholische Militärseelsorge. Das sei sehr herausfordernd, sagte Oberst Christian von Blumröder, der Kommandeur des deutschen Kontingents in Rukla. Er lobte die Angebote der Seelsorger, etwa die Time-out-Seminare: „Die haben die Stimmung deutlich gehoben.“
Theo Weisenburger
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