„Entdecke mich!“ - Heiligtumsfahrt 2023
Gut 130 Soldaten und Angehörige der Bundeswehr aus Aachen, Köln und Koblenz haben am Donnerstag, 15. Juni, an der Aachener Heiligtumsfahrt teilgenommen. Höhepunkt war am Nachmittag in der Aachener Kirche St. Foillan ein Gottesdienst mit dem Katholischen Militärbischof Franz-Josef Overbeck.
Start mit süßem Hefegebäck in Kreuzform
Organisiert von Pastoralreferentin Maike Seelhorst und ihrem Team hatten sich die Soldatinnen und Soldaten in Kornelimünster getroffen. Dort gibt es drei Christusreliquien: das Schürztuch Jesu, das Grabtuch und das Schweißtuch. Diese Reliquien stehen im Zentrum einer eigenen Heiligtumsfahrt, die wie die Aachener ebenfalls alle sieben Jahre stattfindet.
Nach einem stärkenden Frühstück, unter anderem gab es süßes Hefegebäck in Kreuzform, brachen die Pilgerinnen und Pilger zu ihrer Wallfahrt auf – auf dem offiziellen Pilgerweg der Heiligtumsfahrt, der in Teilen auch identisch mit dem Jakobsweg ist. Elf Kilometer lang, teilweise abgesichert von Feldjägern, waren es zwei zwar anstrengende, aber auch sehr schöne Stunden, wie Maike Seelhorst sagte. „Ich habe mit vielen Soldaten gesprochen, es war eine super Gemeinschaft.“
In St. Marien stoppten die Pilger für eine Statio, wo sie sich auf ihre Weise der Heiligtumsfahrt näherten. Die Aachener Reliquien sind Tücher aus Stoff, die Soldatinnen und Soldaten haben in St. Marien niedergeschrieben, welche Stoffstücke ihnen selbst wichtig sind und warum – vielleicht ein besonderes T-Shirt oder die ersten Schuhe des Kindes. Diese auf Stoff geschriebenen Erinnerungen wurden während der Fürbitten im Gottesdienst mit dem Militärbischof an den Altar gebracht.
Frage nach der Berufung
Bischof Overbeck, der sich zum Schluss des Gottesdienstes bei Maike Seelhorst und Pfarrhelferin Petra Conrads für die Organisation bedankte, ging in seiner Predigt auf das diesjährige Motto der Heiligtumsfahrt ein: „,Entdecke mich!‘ ist als Motto der Wallfahrt nach Aachen ein Aufruf, hinter den verschiedenen hier verehrten Tüchern, über deren historische Bedeutsamkeit viel Unterschiedliches zu sagen ist, nicht nur Heiliges zu entdecken, sondern zuerst und vor allem den Heiligen, nämlich Jesus Christus selbst.“
Daneben stecke hinter „Entdecke mich!“ aber auch die Frage nach der Berufung, die jeden bewegen soll, sagte der Militärbischof später. „Sie zu leben, bedeutet, sich einem großen Gesamtzusammenhang von Verantwortung und Gestaltungsräumen zu verschreiben, die eigene kleine Kraft in das Große einzubringen und dabei für die Freiheit und die Würde des Menschen um der Wahrheit willen einzustehen.“
Unter Bezug auf die Enthauptungstuchreliquie Johannes‘ des Täufers, die eine der in Aachen gezeigten Reliquien ist, sprach der Militärbischof die Soldatinnen und Soldaten direkt an. Johannes stehe für die Treue zu einem einmal übernommenen Auftrag und für die Bereitschaft, dafür mit aller Konsequenz einzutreten. „Dies wiederum neu zu entdecken, gehört auch zum soldatischen Ethos, nämlich mit Treue dem Großen zu dienen und sich dabei von einem Ethos, das durch Wahrheit bestimmt ist, niemals abbringen zu lassen. Dies kann in vielen komplizierten geschichtlichen Herausforderungen nicht leicht zu verwirklichen sein. Aber der Grundsatz gilt: Ohne die Verwirklichung der Wahrheit gibt es keine Freiheit. Und der Mut zum Einsatz dafür, braucht die Einsicht in die damit einhergehenden Konsequenzen, die mit dem Leben verbunden sind.“
Vier Reliquien im Aachener Dom
Konzelebranten waren Militärdekan Michael Kühn und der Leitende Militärdekan Msgr. Rainer Schnettker, der zu Beginn des Gottesdienstes die Ehrengäste, darunter den Leiter der Technischen Schule des Heeres in Aachen, Brigadegeneral Dirk Kipper, begrüßte. Als Diakon wirkte Thomas Ervens im Pontifikalamt mit. Der Gottesdienst wurde von einem Quintett des Luftwaffenmusikkorps Münster musikalisch umrahmt. In der Aachener Heiligtumsfahrt werden vier Reliquien verehrt, die seit der Zeit Karls des Großen im Aachener Dom aufbewahrt werden.
Es sind dies
- das Kleid Marias aus der Nacht, in der Jesus geboren wurde
- die sogenannten Windeln Jesu, mit denen Maria dem Kind Schutz gab
- das Tuch, in das man den Kopf Johannes des Täufers nach der Enthauptung barg
- das Lendentuch Jesu, das er am Kreuz getragen haben soll
Die Heiligtumsfahrt findet seit 1349 alle sieben Jahre statt. Wegen Corona wurde sie um zwei Jahre auf 2023 verschoben. Die nächste findet deshalb bereits in fünf Jahren statt. Die Heiligtumsfahrt 2023 endete am Montag, 19. Juni 2023.
Theo Weisenburger