Militärbischof Overbeck in der Slowakei: „Für Frieden zu sorgen, heißt Freiheit zu sichern“
Mit einem Besuch bei den in Sliac und Lest stationierten Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr setzte der Katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck seine Slowakeireise, die mit der Wallfahrt in Levoca begonnen hatte, fort. Die Visite in den beiden Standorten fiel dabei in eine Zeit des Um- und Aufbruchs: Der ursprünglich in Sliac stationierte Flugabwehrraketen-Verband ist mit seinen Patriots nach Litauen abgezogen worden, um dort den am 11. und 12. Juli stattfindenden NATO-Gipfel in Vilnius zu sichern. Die auf dem nahegelegenen Truppenübungsplatz Lest stationierte verstärkte Panzerkompanie mit ihren Leopard 2A6 aus Munster hat erst vor Kurzem die Gebirgsjäger aus Bad Reichenhall abgelöst.
Doch ob noch in der Slowakei stationiert oder bereits abgezogen – die Aufgabe der Soldatinnen und Soldaten war und ist immer dieselbe: Die Bündnisverteidigung an der Ostflanke, schließlich ist die Grenze zur Ukraine nur rund 200 Kilometer Luftlinie von Sliac entfernt. Der russische Überfall auf die Ukraine und der seitdem andauernde Krieg mit all seinen Folgen waren deshalb nicht nur Thema bei den Gesprächen des Bischofs mit den Angehörigen der Bundeswehr, sondern auch beim Lagergottesdienst am Ende des Besuchstages. Auf freiem Feld vor dem Birkenkreuz war der Altar aufgebaut, Militärbischof Overbeck und Militärdekan Siegfried Weber zelebrierten gemeinsam einen Feldgottesdienst. Der Evangelische Militärpfarrer Gunther Wiendl, der derzeit in der Slowakei die Truppe seelsorgerisch begleitet, spielte dazu auf der Gitarre.
Ein Gottesdienst sei immer eine Gelegenheit, innezuhalten, sagte der Bischof. Doch gerade in der Slowakei gehe das nicht, ohne an die Ukraine zu denken. In seiner Predigt griff er die Seligpreisungen aus der Bergpredigt auf, besonders den Satz: „Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.“
„Eine Möglichkeit, Frieden zu stiften, ist Ihr Beruf“, sagte der Militärbischof zu den Soldatinnen und Soldaten – Gewalt androhen, um Gewalt zu beenden und Frieden herbeizuführen. Doch dieser Frieden habe seinen tieferen Sinn nur dann, wenn er auch Demokratie und Rechtsstaatlichkeit bedeute. „Es steht das Recht auf Freiheit dahinter“, verdeutlichte der Bischof den Soldatinnen und Soldaten den Sinn ihres Tuns. „Wer zu Gott gehören will, ist ein Mensch, der für Frieden eintritt. Für Frieden zu sorgen, heißt Freiheit zu sichern.“ Der Dienst der Soldaten sei „ein Einsatz für das Recht, und zwar für das Recht auf Freiheit eines jeden Menschen, sich selbst zu bestimmen, seine Art zu leben und auf das Recht, als Demokrat zu leben“. Mit dem traditionellen „Bischofsbier“ – allerdings in seiner alkoholfreien Variante – endete der Besuch des Katholischen Militärbischofs in Sliac und Lest.
Theo Weisenburger