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Beten und einander die Hände reichen

Pontifikalgottesdienst zum Weihejubiläum der Standortkirche St. Louis

Berlin, 25. Mai 2023. Vor knapp 30 Jahren haben die französischen Soldaten – wie auch die Truppen der anderen alliierten Streitkräfte – das wiedervereinigte Berlin verlassen. Präsent ist die Armee des Nachbarlandes aber immer noch, nicht zuletzt in der Julius-Leber-Kaserne. Dort steht seit 70 Jahren die dem Heiligen Ludwig gewidmete Kirche St. Louis, die von den französischen Soldaten bis zu ihrem Abzug aus Berlin für Gottesdienste genutzt wurde. Heute ist sie Standortkirche der Katholischen Militärseelsorge.

Geweiht wurde St. Louis am 15. Mai 1953. Anlässlich dieses Jubiläums haben der Leitende Militärdekan Bernd F. Schaller und der Kommandeur des Landeskommandos Berlin, Brigadegeneral Jürgen Uchtmann, zum Pontifikalgottesdienst mit dem Katholischen Militärbischof Franz-Josef Overbeck und anschließendem Empfang auf dem Kasernengelände eingeladen. Neben Soldatinnen und Soldaten des Standorts, darunter der Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos, Generalmajor André Bodemann, sind auch Vertreter Frankreichs der Einladung gefolgt: Emmanuel Cohet als Gesandter der französischen Botschaft und Marineattaché Fregattenkapitän i.G. Matthieu Leonelli. Begrüßt wurden sie von Bischof Overbeck in ihrer Muttersprache, der auch immer wieder französische Passagen in den Gottesdienst einfließen ließ.

Standortkirche St. Louis – Zeichen der Versöhnung

Gefeiert werde etwas, das selten vorkomme, so der Militärbischof – nämlich die Weihe eines Gotteshauses. Damals seien an zwölf Stellen der Kirche Steine gesalbt worden, in Erinnerung an die zwölf Apostel und als Zeichen dafür, „dass wir keine Kirche aus Stein sind, sondern aus Menschen, die glauben“.

In seiner Predigt sprach Militärbischof Overbeck über die Anfangsjahre der Kirche, die Zeit nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Zu den eindringlichsten Bildern, an die er sich erinnere, gehören die vom französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer, die im Jahr 1962 in der Kathedrale von Reims gemeinsam gebetet und sich die Hände gereicht hatten. Das sei geschehen, „ohne dabei unsere Toten zu vergessen, ohne unsere Fehler und Verantwortung zu leugnen, ohne der geschichtlichen Wahrheit aus dem Weg zu gehen; wir haben es mit Klarheit und Anspruch, mit Vertrauen und Offenheit getan“, zitierte Bischof Overbeck aus einer Rede des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron vor dem Bundestag im Jahr 2018. Angesichts dessen warf er auch die Frage auf, wie es denn nach einem Ende des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine zwischen diesen beiden Nationen weitergehen könne mit Versöhnung und Verständigung. „Wir wissen, wie lange dies zwischen Frankreich und Deutschland gebraucht hat, um wirklich zu werden.“

Die Standortkirche St. Louis sei ein Zeichen solcher Versöhnung, sagte der Bischof. Mit dem Erinnern an deren Weihe – in ihrem historischen Kontext und im Licht der christlichen Botschaft – werde klar, was unsere Aufgabe heute sei, nämlich Mitarbeiter an diesem Frieden als Werk der Gerechtigkeit zu sein. Seine Predigt schloss der Bischof mit den Worten: „Wer betet, wer einander die Hände reicht, der führt keinen Krieg, sondern vollbringt ein Werk der Versöhnung.“

Theo Weisenburger