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62. Tage der Begegnung 2023

Zu Vollversammlung und Tagen der Begegnung trafen sich seit Dienstag, 7. März, in Hildesheim Angehörige und Delegierte des Katholikenrats beim Katholischen Militärbischof.

Stand der Dienstag noch im Zeichen der Bilanz der vergangenen zwölf Monate, diente der Mittwoch der Begegnung mit Militärbischof Franz-Josef Overbeck und dem Start einer neuen Kampagne zur „Geschlechtlichen Diversität“ – ein Thema, „mit dem wir brandaktuell sind“, wie der Vorsitzende des Katholikenrats, Oberstleutnant Gereon Gräf, in seiner Begrüßung sagte.

Angesichts der Entwicklungen innerhalb der katholischen Kirche, aber auch des Ukrainekriegs, sprach Gräf von einer Epochenwende. Der Militärbischof stehe „an der Seite der Soldatinnen und Soldaten, um für Frieden zu beten“.


Der Krieg und das Jahresthema Diversität waren am ersten Tag mehrfach präsent, nicht zuletzt im Gottesdienst am Nachmittag in der Kirche Hl. Kreuz, in dem Militärgeneralvikar Reinhold Bartmann über Vielfalt predigte. Er hatte zuvor in seiner Bilanz auch die Krise der Kirche angesprochen, die aus dem Missbrauchsskandal und dem Umgang damit, aber auch aus gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen resultiere. Der in dieser Woche zu Ende gehende Synodale Weg der deutschen Kirche werde in der Weltkirche seine Resonanz finden, sagte der Generalvikar.

Obwohl im vergangenen Jahr sechs freie Stellen mit Militärseelsorgenden besetzt wurden, seien aktuell noch neun unbesetzt. Monsignore Bartmann zeigte sich aber hoffnungsvoll, dass in nächster Zeit noch drei bis fünf besetzt werden könnten.

Richtschnur allen Handelns der Militärseelsorge sei die Begleitung der Soldatinnen und Soldaten und ihrer Familien. „Wir müssen bei den Menschen sein.“

Einblicke in die Arbeit von ZdK und Synodalem Weg gaben Generalleutnant Ansgar Rieks und Oberst Burkhard Köster; Stabsfeldwebel Andreas Schmidt stellte das neue Projekt der Nachbarschaftshilfe vor. Angesichts der Tatsache, dass aktuell in der Ukraine täglich bis zu 200 Soldaten getötet oder verwundet werden, soll das Geld der Nachbarschaftshilfe in die Traumabewältigung fließen. Diesem Antrag stimmten die Delegierten zu.

Der zweite Tag der Tage der Begegnung stand im Zeichen der in Hildesheim startenden Kampagne zur „Geschlechtlichen Diversität“. Prof. Kerstin Palm von der Berliner Humboldt-Universität stellte den aktuellen Forschungsstand zur Biologie der Geschlechtlichkeit vor. Anhand von Exkursen unter anderem in die Entwicklungsbiologie, Genetik und Gehirnforschung räumte sie auch mit einfachen Antworten und einem zu naiven Blick auf angebliche wissenschaftliche Erkenntnisse auf. „Von körperlichen Unterschieden zwischen den Geschlechtern einfach auf eine natürlich gegebene Differenzierung der Geschlechter zu schließen, ist wissenschaftlich unhaltbar.“ Letztlich spielten beim Geschlecht zahlreiche Faktoren mit, Geschlecht werde demnach als psychobiosozialer Komplex kenntlich gemacht.

Über gesellschaftspolitische Perspektiven sprach Lena Wilk vom Zentrum Innere Führung der Bundeswehr. Sie leitet dort die Zentrale Ansprechstelle für den Umgang mit Vielfalt in der Bundeswehr. Dass es mehr als zwei Geschlechter gebe, sei keine Erfindung der Moderne. In vielen Gesellschaften gab und gibt es mehrere Geschlechter, sie würden nur zunehmend verdrängt. Auch, weil damit so an bestehenden hierarchischen Strukturen festgehalten werden könne. Bei der Inklusion gehe es – im Gegensatz zur Integration – darum, nicht eine Gruppe als Mehrheit und eine andere als Minderheit zu definieren, sondern Vielfalt zuzulassen.

Im Anschluss stellten sich die beiden Referentinnen gemeinsam mit dem Militärbischof und Sven Bäring, dem Vorsitzenden von QueerBw, der Diskussion mit den Teilnehmern der Tagung.

Generalleutnant Ansgar Rieks ist seit zehn Jahren Delegierter im ZdK. Dafür ist er bei den Tagen der Begegnung von Militärbischof Overbeck in Hildesheim mit einer persönlichen Medaille geehrt worden.

In seiner Predigt im Hildesheimer Dom ging Militärbischof Franz-Josef Overbeck erneut auf den Ukrainekrieg und seine Folgen ein. Er rief dazu auf, alle Soldaten in den Blick zu nehmen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass jede Soldatin und jeder Soldat ein Mensch ist, der eine Familie hat.“ Waffenlieferungen könne er zwar nicht gutheißen, wohl aber nachvollziehen um des Ziels willen, den Frieden herzustellen. Der Bischof erinnerte daran, dass Gerechtigkeit alleine keinen Frieden schaffe. Friede sei vielmehr ein Werk von Gerechtigkeit und Liebe. Letztlich steckten dahinter eine immense Herausforderung und ein extrem herausforderndes und zu lösendes Problem, nämlich das der Versöhnung. Es gehe darum, Wege zum Frieden zu finden, die auch zur Versöhnung führen, denn: „Jede Sprache der Gewalt ist eine Niederlage der Menschheit, jede Sprache des Friedens ist ein Sieg.“

Theo Weisenburger

Ohne Angst in Dienst und Freizeit

Frauen, Männer, Gläubige und Nichtgläubige, Menschen mit Migrationshintergrund, Trans- und Homosexuelle, Menschen mit Behinderung, Ältere und Jüngere sind wertvoller Teil der Streitkräfte und darüber hinaus. Sie füllen die Truppe mit Leben, stehen für die Vielfalt (diversity) der Bundeswehr und stärken ihre Bindung an die – vielfältige – Gesellschaft.

Weitere Informationen: Ohne Angst in Dienst und Freizeit 

 

Katholikenrat beim Katholischen Militärbischof

Der Katholikenrat beim Katholischen Militärbischof übernimmt eine Beratungsfunktion für den Katholischen Militärbischof. Er fördert und koordiniert die Kräfte des Laienapostolats im gesamten Bereich der Katholischen Militärseelsorge und vertritt die Anliegen der Katholiken in der Öffentlichkeit. Er entsendet Vertreter in das Zentralkomitee der deutschen Katholiken.

Weitere Informationen: Militär Katholikenrat.de