33 Jahre Wallfahrt in Amberg: Gottesdienst mit dem Militärbischof

Seit 33 Jahren pilgern Soldatinnen und Soldaten auf den Mariahilfberg bei Amberg. Es ist mit regelmäßig um die tausend Teilnehmern mittlerweile die größte Soldatenwallfahrt in Deutschland.

Und dass sie wurde, was sie ist – das ist drei Männern zu verdanken: Monsignore Ludwig Gradl, heute Pfarrer an der Amberger Dreifaltigkeitskirche, Hauptmann a. D. Franz Kölbl und Pfarrhelfer Hubertus Reimelt. Reimelt lebt leider nicht mehr, doch Ludwig Gradl und Franz Kölbl ließen es sich auch im 33. Jahr der Soldatenwallfahrt nicht nehmen, sich zum Höhepunkt des traditionsreichen Bergfestes von der Kümmersbrucker Schweppermann-Kaserne aus gemeinsam mit Soldatinnen und Soldaten sowie Angehörigen der Katholischen Militärseelsorge auf die acht Kilometer lange Wallfahrtsstrecke zu begeben. Vorneweg der Katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck, der zum Abschluss der Wallfahrt vor der Maria-Hilf-Kirche das Pontifikalamt zelebrierte – gemeinsam mit den Wallfahrern, aber auch vielen Ambergern und anderen Gästen.

Das sei eigentlich schon immer so gewesen, sagt Gradl oben auf dem Berg, im Festzelt, wo sich die Wallfahrer mit Bier und Bratwürsten stärken. Schon immer hätten zum Bergfest, dem Höhepunkt der Wallfahrtsaison, die Amberger diese Jahrhunderte alte Tradition gepflegt. So war es auch vor 33 Jahren, etwas Wichtiges fehlte damals aber. „Alle rennen auf den Berg, nur die Soldaten fehlen“, sagte vor 33 Jahren der damalige aktive Soldat und Pfarrgemeinderats-Vorsitzende Franz Kölbl zum damaligen Amberger Militärpfarrer Ludwig Gradl. Schnell wurde aus dieser Feststellung ein Plan, und ebenso schnell wurde dieser – unter tatkräftiger Hilfe von Hubertus Reimelt – in die Tat umgesetzt.

Die Kommandeure der Bundeswehr mussten überzeugt, eine Pilgerroute festgelegt und allerhand Organisatorisches bewältigt werden. Und dann konnte sie starten, die erste Amberger Soldatenwallfahrt. 500 Teilnehmer zählte diese erste Wallfahrt, und das, obwohl nur Bundeswehr-Angehörige aus der näheren Umgebung mitpilgerten. Heute kommen die Soldatinnen und Soldaten aus Kümmersbruck, Weiden, Oberviechtach, Pfreimd, Grafenwöhr, Cham, Bogen, Roding, Feldkirchen, Neuburg a. d. Donau, Roth, Ingolstadt, Veitshöchheim, dem Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Amberg und von der US Garrison Bavaria aus Vilseck.

Auch wenn sich Teilnehmerzahlen und Bundeswehr-Standorte geändert haben, geblieben ist Gradls Verwunderung darüber, dass es die Soldatenwallfahrt immer noch gibt. „Damit hätte ich nicht gerechnet“, sagt er heute. Bei den ersten drei Wallfahrten war er dabei, dann verließ er die Militärseelsorge und Amberg und kam erst im Jahr 2009 als Pfarrer der Dreifaltigkeitskirche wieder zurück. „Ich war überrascht, wie sich die Wallfahrt entwickelt hatte.“ Und was ist das Besondere an der Amberger Wallfahrt? Die Antwort darauf fällt ihrem Begründer nicht schwer: „Dass die Bevölkerung so einen großen Anteil daran hat.“

Das sieht auch Oberstleutnant Martin Hillebrand, der Kommandeur des Logistikbataillons 472 in Kümmersbruck, genauso. Die Wallfahrt stehe für das Innehalten, aber auch für den Halt und die Unterstützung, die die Soldaten in der Region bekommen.

Die Wallfahrt stehe aber noch für etwas anderes, hatte zuvor Militärbischof Overbeck in seiner Predigt gesagt und sich auf deren diesjähriges Motto bezogen: „Glücklich, die glauben.“ Wie die Wallfahrt sei der Glaube ein Weg, der gegangen werden muss. Wie alle Wege sei aber auch dieser nie konfliktfrei.

Der Militärbischof ging in seiner Predigt dann auf das aktuelle Geschehen ein. „Angesichts des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine sind die Themen, die dabei auf das soldatische Leben und seine Verantwortlichkeiten kommen, klar und eindeutig. Es geht ganz neu um eine Botschaft vom Frieden in Zeiten des Krieges.“  Angesichts des Krieges gehe es darum, „die Stärke des Rechts zu bewahren und vor dem Recht des Stärkeren zu verteidigen“. Sich gegen ungerechte Gewalt mit gerechter Gewalt verteidigen zu müssen, sei ein tragisches Dilemma, „das wir als Christen sehen und als Zeichen einer heillosen Welt ernst nehmen müssen“. Doch aus diesem Dilemma könnten wir nicht heraustreten. Ziel sei, „die Ukraine in ihrem Freiheitskampf zu unterstützen, aber auch die Möglichkeit eines Friedens als Perspektive niemals aufzugeben.“

Nach dem Gottesdienst, an dessen Ende Christoph Witczak als neuer Militärpfarrer für Weiden verpflichtet wurde, zogen die Teilnehmer dann noch weiter zum Bergfest – auch eine Tradition, die die Wallfahrt-Organisatoren Gradl und Kölbl begründet hatten. Beim ersten Mal hatten sie allerdings Lehrgeld zahlen müssen: Wie heute gab es für die Soldaten Essensmarken, mit denen sie sich an den Ständen verpflegen konnten – allerdings schon zu Beginn der Wallfahrt, und deshalb mit unerwünschten Folgen. Auf dem Berg angekommen, zog es nicht wenige Teilnehmer gleich ins Bierzelt statt in den Gottesdienst, wie sich die Begründer der Soldatenwallfahrt heute noch erinnern.

Und wohin zieht es die Soldatinnen und Soldaten von heute, beziehungsweise, warum zieht es sie zur Wallfahrt? Die beiden Hauptfeldwebel Sybille W. und Sarah R. wissen es genau. Sarah R. war früher in Amberg stationiert, freundete sich mit Sybille W. an und hatte deshalb einen guten Grund, von Cham aus anzureisen: „Um die Kameradschaft zu pflegen.“ Schon oft habe sie an der Wallfahrt teilgenommen, sagt auch die Ambergerin Sarah W., und es sei immer dasselbe: Man komme mal raus von der täglichen Arbeit und treffe alte Bekannte, die jetzt an anderen Standorten sind. Und noch eines: „Ein Gottesdienst im Freien ist viel schöner als in einer Kirche.“

Theo Weisenburger